Ja, drastische Worte der mächtigen
VW-Betriebsratschefin Daniela Cavallo. Lars Petersen, Mitglied der Chefredaktion von
Business Insider, ist zu mir ins Studio gekommen. Guten Morgen Lars. Also VW, wie schlimm ist die
Krise eigentlich? Du hast dich sehr intensiv mit dem Volkswagenkonzern beschäftigt. Ja, also die
haben momentan diese Woche einen Frontalcrash erlebt. Die sind total in der Realität
angekommen. Sie haben festgestellt, dass das, was sie sich eigentlich vorgenommen haben, 10
Milliarden innerhalb von drei Jahren an Kosten zu sparen, nicht mit ein bisschen Rumgefummel in
bestimmten Bereichen zu schaffen ist, sondern dass es richtig an die Substanz gehen muss. Und das
tut natürlich weh, und das wird jetzt ein richtig heißer Herbst. Du sagst, sie müssen richtig an die
Substanz gehen. Wo können sie denn da rangehen? Weil ich habe es gesagt, der Betriebsrat bei VW
ist mächtig. Die Arbeitnehmervertreter haben so einen hohen Einfluss, genau wie die IG Metall.
Und das wird doch mit denen nicht zu machen sein. Das glaube ich auch nicht so ohne Weiteres.
Auf jeden Fall nicht, wenn man auch andere Problembereiche angeht. VW hat aus meiner Sicht
drei große Probleme. Sie haben die Technologie komplett verschlafen, den Technologietransfer, die
Technologieentwicklung total verschlafen. Cariot sollte eigentlich eine Firma sein, mit der man
selber Fahrassistenzsysteme und alles drumherum im Cockpit verbessern wollte. Das ist ein einziges
Desaster gewesen. Das hat man nicht geschafft. Man hat zweitens einen großen Fehler gemacht,
dass man viel zu lange an der Elektromobilität herumexperimentiert hat, aber nie richtig
eingestiegen ist. Das hat man komplett verschlafen und hat jetzt das große Problem,
dass die Konkurrenz BYD, also Tesla ist ja schön und gut, aber die große Konkurrenz für
VW ist BYD in China, einen Vorsprung hat, den man eigentlich kaum noch einholen kann. Und
das dritte große Problem ist, dass man über Jahre mit dem Betriebsrat und der Arbeitnehmerseite
gekuschelt hat und im Endeffekt nie richtig an die Substanz gegangen ist. Und das wird wahrscheinlich
möglicherweise jetzt auch wieder passieren. Aber jetzt hat man ja auch Milliarden ausgegeben für
den US-Hersteller Rivian. Ist das überhaupt eine Lösung gewesen, oder sind da auch wieder 5
Milliarden, die verpuffen? Also man müsste hoffen, dass es funktioniert, aber das bleibt
ehrlicherweise abzuwarten. Nur VW, das muss man sagen, ist ein riesiger Tanker. Wenn die eine
Entscheidung treffen, dauert es Ewigkeiten, bis das tatsächlich auch umgesetzt wird. Bisher
muss man einfach sagen, dass Rivian, die jetzt mit Cariot zusammen die Softwareplattform lösen
soll, bisher nichts geschafft hat. Ob Rivian jetzt wirklich funktioniert, muss man sehen,
aber ich habe meine Zweifel. Ist das jetzt nur ein Husten bei VW? Wir wissen ja, wenn VW hustet,
kränkelt die gesamte Industrie. Ist die gesamte Autobranche in Deutschland betroffen? Es heißt ja
auch Mercedes, BMW, Continental als Zulieferer, die haben alle riesige Probleme. Ja, das
zeichnet sich ungefähr seit einem Jahr schon ab. Wir haben auch diverse Geschichten
zu ZF gemacht, einem riesigen Autozulieferer. Die Zulieferer haben schon vor etwa 6 bis 12
Monaten massiv geächzt und gesagt, sie kriegen das nicht hin. Es gab ja auch einige Pleiten, und
jetzt schlägt sich das natürlich nieder. Man muss sagen, VW hat natürlich noch eine große Substanz,
das darf man nicht vergessen. Aber jetzt kommt das halt auch bei ihnen an. Und wenn VW fällt, fallen
auch die anderen. Die haben ja alle dieselben Probleme, und das ist für den Industriestandort
Deutschland ein massives Problem. Es ist ja eine der wichtigsten Branchen, die wir haben. Na,
ich bin gespannt, wie es weitergeht. Lars, du wirst das alles für uns beobachten. Lars
Petersen, Mitglied der Chefredaktion von Business Insider, immer nachzulesen, immer
wert. Vielen Dank für den Besuch. Danke.