Erster Abschiebeflug nach Afghanistan seit Taliban-Machtübernahme | WDR Aktuelle Stunde

Der Flughafen Leipzig. Von hier startet der erste  deutsche Abschiebeflug nach Afghanistan seit   drei Jahren. Ein großer Erfolg für die deutsche  Bundesregierung. So wirkt es zumindest, als der   Bundeskanzler heute stolz über die Abschiebungen  berichtet. “Das haben wir sorgfältig vorbereitet,   ohne groß darüber zu reden, weil solches Vorhaben  ja nur gelingt, wenn man sich da Mühe gibt.   Wenn man das sorgfältig und sehr diskret macht.”  Diese Abschiebung ist speziell. An Bord keine   gewöhnlichen Flüchtlinge ohne Asylgrund, sondern  ausschließlich verurteilte Straftäter. Viele   von ihnen saßen offenbar bis gestern noch in  einer deutschen Gefängniszelle. Ihre Taten:   Vergewaltigungen, Gruppenvergewaltigung einer  Minderjährigen, versuchter Mord, Totschlag oder   Brandstiftung. Was mit den Straftätern passiert  in Afghanistan? Ob sie dort bleiben, ob sie wieder   gehen, das weiß die Bundesregierung nicht. “Da wir keinen direkten Kontakt hatten,   kann ich Ihnen das nicht beantworten. Aber  wir haben ein Verfahren gefunden, wie wir   zurückführen können, und ich bin froh, dass wir  diese Rechtsetzung dadurch erfolgen konnte.” Aus   rechtlichen Gründen hat jeder der Abgeschobenen  noch 1.000 € in bar bekommen. Hier Bilder von der   Ankunft am Flughafen in Kabul, den die Männer  angeblich auf freiem Fuß verlassen konnten.   “Für die Union ist diese erste Abschiebungen nach  Afghanistan ein voller Erfolg, den es auszubauen   gilt. Es ist wichtig und richtig, dass  Personen, die Personen, die unser Rechtssystem,   unseren Rechtsstaat mit Füßen treten,  keinen weiteren Aufenthalt in diesem Land   haben kann und dieses Land auch nach auch  in Ländern wie Afghanistan und Syrien hin   verlassen muss. Deshalb meine Aufforderung an die  Bundesregierung, hier nicht stehen zu bleiben.”   Die Grünen jedoch beeilen sich, die Aktion  von heute als Ausnahme darzustellen. Sie haben   Bedenken wegen der Menschenrechtsverletzungen  in Afghanistan. Der Kanzler allerdings sieht das   anders. Schon im Oktober ‘23 hat er angekündigt,  im großen Stil abschieben zu wollen. Für den   WDR-Hauptstadtkorrespondenten Philipp Menn könnte  der heutige Tag der Anfang dazu sein. “Der heutige   Flug ist vor allem ein Signal des Bundeskanzlers,  dass ihm dieses Thema wichtig ist.   Weitere Flüge sollen folgen. Allerdings wird  die Bundesregierung in Zukunft die Abschiebungen   wahrscheinlich eher über die Nachbarländer  Afghanistans wie zum Beispiel Usbekistan   organisieren.” Ein voller Erfolg war  die Abschiebe-Aktion heute übrigens   nicht. Mehrere afghanische Gefährder,  die aktuell nicht im Gefängnis sitzen,   haben sich ihrer Abschiebung entzogen und sind  jetzt irgendwo in Deutschland untergetaucht.

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