tagesschau 20:00 Uhr, 24.08.2024

Guten Abend * Gong * Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit der tagesschau. Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (24.08.2024) Heute im Studio: Thorsten Schröder. Guten Abend, ich begrüße Sie zur tagesschau. Staatsanwaltschaft schließt terroristischen Hintergrund bei Messerangriff in Solingen nicht aus Nach dem Messerangriff in Solingen schließt die Staatsanwaltschaft einen terroristischen Hintergrund nicht aus. Zur Zeit sei kein anderes Motiv zu erkennen, so die Ermittler. Die Polizei hat einen 15-Jährigen festgenommen, der kurz vor dem Angriff mit dem Täter gesprochen haben soll. Gestern hatte ein Mann auf einem Stadtfest drei Menschen erstochen und acht weitere verletzt. Viele Veranstaltungen in der Region wurden nun abgesagt. Ein Schild am Strauß: Du fehlst mir! Angehörige, Passanten, Solinger, legen Blumen nieder. Abends trauern sie. Auf dem Neumarkt, gemeinsam, geeint. Doch immer noch schockiert und ratlos. Das ist einer der schwersten Momente für mich, Worte zu finden für etwas, für das man keine Worte finden kann. Solingen wollte das ganze Wochenende feiern, auf der 650-Jahr-Feier. In der Stadt ist heute alles abgesperrt. Gestern Abend attackiert ein Täter Besucher anscheinend wahllos mit einem Messer. Drei Menschen sterben, acht werden verletzt. Das Stadtfest wird beendet. Die Anteilnahme ist groß. Politiker kommen am Abend nach Solingen. Innenministerin Faeser findet klare Worte. Wir leben in einem offenen Rechtsstaat, in einer Demokratie. Es kann hundertprozentige Sicherheit nie geben. Die NRW-Polizei macht einen großartigen Job. Davor haben Innenminister Reul und ich immer wieder gewarnt, vor solchen Anschlägen. Da der Täter noch nicht gefunden ist, will NRW-Innenminister Reul für mehr Sicherheit sorgen. Ich habe heute angeordnet, dass wir an allen Stellen im Lande die Polizeipräsenz erhöhen. Und dass die Polizeipräsenz erhöht werden soll bei größeren Veranstaltungen. Die Polizei wertet ein Video der Tat aus, was ihnen geschickt wurde, um Details zum Täter herauszufinden. Zum Motiv äußerte sich der Leitende Oberstaatsanwalt. Eine Motivlage konnten wir bisher nicht erkennen. Wir gehen nach den Gesamtumständen davon aus, dass der Anfangsverdacht einer terroristisch motivierten Tat nicht ausgeschlossen werden kann. Trotzdem gab es eine Festnahme. In der Nähe des Marktplatzes soll sich ein 15-Jähriger mit dem späteren Täter unterhalten haben. Nach ARD-Informationen soll es sich um einen Kirgisen handeln. Nicht Täter, aber als möglicher Mitwisser eine konkrete Spur. In Solingen hoffen sie nun auf baldige Aufklärung. Sie trauern und zeigen: Die Menschen von Solingen stehen zusammen. Rupert Wiederwald in Solingen, wie erleben Sie die Stimmung in Solingen am Tag nach der Tat? Die Stadt ist gerade erfüllt von Trauer. Hinter mir können Menschen Blumen niederlegen. Eben war hier eine Frau von ihrer Trauer einfach übermannt. Da ist ganz viel Trauer in der Stadt. Und Fassungslosigkeit. Die große Frage ist: Warum ist das passiert? Es kursieren Gerüchte über den Täter. Wie gehen die Menschen in Solingen damit um? Es ist eine große Fassungslosigkeit. Man merkte auch bei der Trauerfeier: Das ist das Thema, was die Leute bewegt. Die Leute hier reden vor allem darüber, warum das passiert ist. Und warum gerade hier in dieser Stadt. Warum schon wieder in Solingen. Hier gab es ja vor 30 Jahren den Anschlag auf eine türkische Familie. Das hängt auch an Solingen. Es sind viele Gerüchte da und es gibt keine wirklichen Antworten. Das verunsichert die Menschen hier. Danke. Wir fragen unseren Terrorismus-Experten, Michael Götschenberg. Einige Medien berichten über einen möglichen islamistischen Hintergrund. Was wissen Sie darüber? Die Staatsanwaltschaft hat heute angedeutet, dass man einen islamistischen Hintergrund nicht ausschließen kann. Man sehe keine anderen Motive. Das war etwas verklausuliert. Nach meinen Informationen gibt es weitere Hinweise, dass es sich um einen derartigen Hintergrund handeln könnte. Gesichert ist das noch nicht. Hinzu kommt: Wir hatten in den letzten Jahren immer wieder Fälle von islamistischen Anschlägen, wo man dann feststellte: Die Täter waren psychisch krank. Und man wusste nicht, was da den Ausschlag gegeben hat für den Anschlag. Mit Berichten über mögliche IS-Bezüge wäre ich momentan noch zurückhaltend. Danke. Bundesinnenministerin Faeser will Waffenrecht verschärfen Die Ereignisse in Solingen sind der jüngste Fall: In Deutschland ist die Zahl der Messerangriffe vergangenes Jahr deutlich gestiegen - laut BKA auf knapp 14.000 Fälle. Bundesinnenministerin Faeser will das Waffenrecht verschärfen, unter anderem durch eine Ausweitung der Messerverbotszonen. Kritiker bezweifeln, dass die Maßnahmen ausreichen. Das Problem Messerkriminalität. Wie kann die Bevölkerung besser geschützt werden? Innenministerin Faeser hat Gesetzesverschärfungen angekündigt. Die Vorschläge - eine Reaktion auf die stark steigende Zahl von Messerangriffen. Besonderes Aufsehen erregte ein Angriff in Mannheim. Ein Polizist wurde damals getötet, fünf Menschen schwer verletzt. Aus Sicht der Grünen gehen die Vorschläge auch vor dem Hintergrund der Tat in Solingen in die richtige Richtung. Der Koalitionspartner FDP sieht es anders, warnt vor Aktionismus. Bereits jetzt sind Messer auf Veranstaltungen, auf Demos verboten. Das Angreifen von Menschen sowieso. Ich bin dagegen, Symbolpolitik voranzutreiben und möchte, dass bestehendes Recht durchgesetzt wird. Die Union hat nichts gegen Gesetzesverschärfungen, fordert aber, dass sie praktikabel sein müssten. Wir sollten uns an den Vorschlägen der Innenminister orientieren, die fordern, dass vor allen Dingen die Polizei ermächtigt wird. Dass sie anlassunabhängige Kontrollen vornehmen kann. Er sei für eine Gesetzesverschärfung, sagt Kriminologe Dirk Baier. Er warnt aber vor zu hohen Erwartungen. Waffenverbotszonen können zumindest kurzfristig eine Reduktion von Messerkriminalität bringen. Langfristig wird es aber auch nicht die Lösung sein. Die Verbotszonen kommen nicht an die Ursachen des Messertragens heran. Wir müssen die Einstellung der jungen Männer verändern. Wie kann die Bevölkerung besser vor Messerangriffen geschützt werden? Seit gestern ist das Problem noch dringlicher. Mehr zu den Hintergründen sehen Sie gleich in einem Brennpunkt. ARD Brennpunkt um 20.15 Uhr in DGS auf tagesschau24 Darin auch ein Interview mit NRW-Innenminister Reul. Gewerkschaft der Polizei hält stationäre Grenzkontrollen für wenig sinnvoll im Kampf gegen Schleuserkriminalität Striktere Regeln für Waffen müsste auch die Bundespolizei kontrollieren, zum Beispiel an Bahnhöfen. Doch das Personal wird knapp. Viele Beamten werden für Grenzkontrollen eingesetzt. Innenministerin Faeser hatte sie ausgeweitet, um Schleuserkriminalität einzudämmen. Die Polizeigewerkschaft hält stationäre Kontrollen für wenig sinnvoll - Schleuser könnten sich darauf einstellen. Eine Kontrollstelle bei Bad Gottleuba, Sachsen, an der A17. An der Grenze zu Tschechien sowie Richtung Polen und Schweiz wird seit Herbst 2023 kontrolliert. Oft an den gleichen Orten, mit viel Personal. Das sei vorhersehbar für Schleuser, so Experten. Schon vor Monaten kritisierte die Polizeigewerkschaft in einem Brief an die Innenministerin die Ausstattung: "Schlecht, primitiv, bestenfalls provisorisch". Sie fordert 30 mobile Kontrollstellensets mit Containern, Nachtlicht und mehr. Man kann das in ein, zwei Tagen aufbauen, flexibel betreiben, mit Kameratechnik dort arbeiten. Dann kann man flexibel und personalschonend arbeiten. Und zwar so, dass es nicht vorhersehbar ist für Schleuser. Auch Bewegungsmelder und Drohnen würden Personal sparen. Gerade an der "grünen Grenze", die schwer kontrollierbar ist. Passiert ist seitdem wenig. Es laufe ein Beschaffungsverfahren für Drohnen, so das Innenministerium schriftlich. Ob die Kontrollstellensets bald kommen: fraglich. Innenministerin Faeser erklärte wieder, die Kontrollen seien sehr flexibel. Wir machen keine stationären Grenzkontrollen, sondern intelligente Grenzkontrollen. Wir gucken anlassbezogen. Viele Bundespolizisten sehen aber zu starre Kontrollen, die zu viel Personal binden. Uns muss dauerhaft die Bereitschaftspolizei der Bundespolizei unterstützen. Das mit mehreren Hundert, sogar mehr als 1000 Kollegen. Davon müssen wir wegkommen. Denn die Beamten fehlen, etwa rund um Fußballspiele. Auch von Bahnhöfen, die oft Gewaltschwerpunkte sind, wurden Polizisten abgezogen. Parteiloser Kandidat Robert Kennedy zieht sich aus Präsidentschaftswahlkampf in den USA zurück und unterstützt Trump Im US-Präsidentschaftswahlkampf zieht sich der parteilose Kandidat Robert Kennedy teilweise zurück. Nicht in allen, aber in mehreren besonders umkämpften Bundesstaaten will er seinen Namen vom Wahlzettel nehmen lassen. Stattdessen will er Trump unterstützen. In Arizona trat Kennedy an seiner Seite auf. Auch das Team der demokratischen Kandidatin Harris wirbt um Kennedys Anhänger. Ergebnisse des ersten Spieltags der Fußball-Bundesliga Vizemeister Stuttgart hat zum Auftakt in die neue Saison verloren. Die Schwaben unterlagen beim SC Freiburg mit 1:3. Der Saisonstart wurde überschattet von den Ereignissen in Solingen: In Gedenken an die Opfer trugen viele Teams Trauerflor. Was für ein Einstand für den neuen Freiburger Trainer. Julian Schusters Sport-Club gewinnt das Derby eindrucksvoll. Stuttgart geht nach 80 Sekunden in Führung. Die Abwehr der Breisgauer ist noch gar nicht richtig auf dem Platz und Demirovic trifft spektakulär. In der Liga wird heute mit Trauerflor gespielt, in Gedenken der Opfer nach der Messerattacke von Solingen. Der VfB verliert den Faden, was von Freiburg bestraft wird. Defensivspezialist Kübler gleicht aus (27.). Die Mannschaft von Sebastian Hoeneß, Tabellenzweiter der letzten Saison, kommt nach der Pause unter die Räder. Doan erhöht auf 2:1, sein erster Torschuss in dieser Partie. Danach legt Grifo per Ecke vor, Kübler per Kopf, 3:1, sein erster Bundesliga-Doppelpack. Der Sport-Club mit bemerkenswerter Frühform. Für Stuttgart heute eine Nummer zu groß. Holstein Kiel gefeiert, trotz der knappen 2:3-Niederlage im ersten Bundesligaspiel der Vereinsgeschichte. Per Elfmeter bringt Kramaric Hoffenheim früh in Führung - 6. Minute. Beide Teams spielen mit Trauerflor, in Gedenken an die Opfer des Angriffs in Solingen. Die TSG über weite Phasen dominant, erneut trifft Kramaric. Das Team von Marcel Rapp, dem ehemaligen Hoffenheimer, wird nach der Pause besser. Bernhardsson mit dem ersten Treffer der Kieler Bundesligageschichte. Keine Chance für den ansonsten überragenden Baumann. In der Schlussphase sieht der eingewechselte Kelati Gelb-Rot. Später erneut Kramaric: dritter Treffer, 3:1, 87. Minute. Die Kieler in Unterzahl mit dem Tor durch Machino, mehr geht aber nicht mehr. Kiel verliert die Bundesligapremiere. Die weiteren Ergebnisse des ersten Spieltags: Das Wetter Die Wettervorhersage für morgen, Sonntag, den 25. August: Die Kaltfront eines Tiefs verdrängt die sehr warme Luft. Dabei besteht in der Westhälfte die Gefahr lokaler Unwetter. Nachts ziehen von Westen Schauer und Gewitter ostwärts, teils mit Starkregen, auch orkanartige Böen sind möglich. Morgen ziehen die Schauer in den Südosten. In Südbayern können sie noch mal kräftig sein. Sonst wird es meist freundlich mit Sonne und Wolken. Am Montag vielfach freundlich und trocken. Im Südosten dichtere Wolken und etwas Regen. Einzelne Schauer an der Nordsee. Dienstag und Mittwoch sonnig, trocken und wieder sehr warm. Um 23.30 Uhr: Julia-Niharika Sen bringt Sie auf den neuesten Stand zu den Ermittlungen rund um die Messerattacke in Solingen. Copyright Untertitel: NDR 2024