Guten Abend * Gong * Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen
mit der tagesschau. Diese Sendung wurde vom NDR
live untertitelt (02.09.2024) Heute im Studio:
Constantin Schreiber. Guten Abend,
ich begrüße Sie zur tagesschau. AfD in Thüringen stärkste Partei Nach den Landtagswahlen in Sachsen
und Thüringen zeichnet sich ab, dass die Regierungsbildung
schwierig wird. Keine Partei will eine Koalition
mit der AfD eingehen, die in beiden Bundesländern
als rechtsextrem eingestuft ist. Grüne und FDP schafften es
nicht in den Landtag. Trostspenden bei der Linken
in Erfurt. Die Partei ist nur noch
viertstärkste Kraft im Landtag. Ministerpräsident Ramelow hat der CDU
eine Zusammenarbeit angeboten, damit diese
eine Regierung bilden kann. Ich werde noch mal deutlich sagen,
dass ich alles tue, dass das Land eine mehrheitsfähige
Regierung bekommt. Die CDU schloss eine Regierung
mit der Linken und der AfD aus, durch einen
Unvereinbarkeitsbeschluss. Für eine stabile Mehrheit
bräuchte sie aber eine der Parteien. Jetzt gehen wir das mal an.
Zuerst mit der SPD und dann mit BSW. Wir haben momentan
'ne Pattsituation. Stärkste Kraft vor der CDU
ist die vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch
eingestufte AfD. Die Partei um Björn Höcke
will in Thüringen regieren. Die Brandmauer, die ist gefallen bei
so 'nem Wahlergebnis für die AfD. Diese Diffamierungen, die auch auf der Bundesebene
gegen uns ins Feld gebracht werden: Vermeintlich rechtsextrem
und so weiter und sofort. Das hat den Wähler
nicht beeindruckt. Eine schwierige Regierungsbildung
steht bevor. Was fangen die Menschen in Thüringen
mit dem Ergebnis an? Die müssen viele Kompromisse machen, damit die Ziele, die Parteien haben,
wirksam werden können. Da werden die einen oder anderen
Abstriche machen müssen. Ich bin der Meinung, nachdem sie
über 30 Prozent erhalten hat, soll man sie mal machen lassen. Entweder sie laufen gegen die Wand,
dann enttarnen sie sich selbst oder sie können es. Auch Katja Wolf dürfte noch
eine entscheidende Rolle bei Koalitionsverhandlungen spielen. Ihr BSW erreicht aus dem Stand
mehr als 15 Prozent in Thüringen. CDU bleibt in Sachsen stärkste Kraft In Sachsen wird Ministerpräsident
Kretschmer versuchen, eine neue Regierung zu bilden. Seine CDU blieb stärkste Kraft,
aber ihre bisherige Koalition mit SPD und Grünen
hat ihre Mehrheit verloren. Deshalb wird auch Kretschmer
mit dem BSW verhandeln müssen. Die Linke rutschte ab auf 4,5 %, kommt aber wegen zweier Direktmandate
trotzdem in den Landtag. Ihre Plakate hängen auch
am Morgen nach der Wahl noch hoch, ihre Erwartungen
waren es eigentlich auch. Gestern hofften einige
in der sächsischen AfD, die CDU doch überholen zu können. Doch die AfD liegt auf Platz zwei. Außerdem wurde die Sitzverteilung
in der Nacht falsch berechnet. Der Landeswahlleiter teilt mit,
die AfD erhält 40 Sitze: Somit reicht es nicht
für die Sperrminorität: Bestimmte Landesgesetzte, die
eine Zweidrittelmehrheit erfordern, könnten blockiert werden. Richtig zufrieden präsentiert sich
die sächsische AfD nicht. Wir sind unter unseren Erwartungen
geblieben, hätten gern mehr gehabt. Auch wir haben an das BSW
Wähler verloren, das wissen wir
aus der Wählerwanderung. Verhaltener Jubel am Abend
bei der CDU. Das Wahlziel,
stärkste Kraft zu werden, wurde erreicht. Aber um weiter regieren zu können,
ist man auch auf den BSW angewiesen. Eine Zusammenarbeit mit der AfD
wird auch heute ausgeschlossen, also Gespräche mit BSW und SPD. Das wird nicht leicht,
das geht nicht schnell - das ist auch nicht das Ziel. Es geht darum, in Ruhe
und mit großer Verantwortung darüber zu sprechen,
welche Themen jetzt notwendig sind. Auf sie wird es ankommen, das Bündnis Sahra Wagenknecht
wird aus dem Stand zweistellig. Die große Bundespolitik werde auch bei Gesprächen
im Freistaat eine Rolle spielen. Wir sind bereit,
Verantwortung zu übernehmen. Aber wenn CDU und SPD
nicht ihre Politik verändern, werden wir uns nicht an einer
Regierungskoalition beteiligen. In einem sind sich die Parteien,
die sprechen wollen, einig: Einfach werden die Gespräche
im Sächsischen Landtag nicht. Reaktionen auf die Landtagswahlen aus der Bundespolitik Für die Parteien der Ampel-Koalition
im Bund sind die Ergebnisse aus Sachsen
und Thüringen eine schwere Schlappe. Ihre Stimmanteile ergeben
zusammengezählt den niedrigsten Wert, den Parteien einer Bundesregierung
je bei Landtagswahlen erzielten. Dagegen sieht sich die CDU als einzig verbliebenes Bollwerk
gegen die Populisten. Sie wird aber über
ungewöhnliche Regierungsbündnisse verhandeln müssen. Es sieht idyllisch aus
im Berliner Regierungsviertel, aber das täuscht. Das Ergebnis der Wahlen
in Sachsen und Thüringen gleicht einem politischen Beben. Bei der CDU stellt sich die Frage:
Mit wem will man überhaupt regieren? Parteichef Merz macht klar,
es bleibt beim Beschluss, dass die CDU
nicht mit der Linkspartei regiert. Auch dem BSW gegenüber
ist er skeptisch. Das ist eine Kaderpartei
einer Person, die sich zur Weltpolitik äußert. Was die Partei
zu Abwassergebühren sagt, weiß ich nicht. Doch ohne das neue Bündnis
wird es kaum gehen. Sahra Wagenknecht ist der neue
Machtfaktor für mögliche Koalitionen. Das weiß sie und betont, dass sie nicht
in jede Koalition einsteigen würde. Einfach nur irgendeine Regierung
zusammengewürfelt wird ... Alle kommen zusammen,
die nicht AfD sind und es gibt
kein gemeinsames Konzept. Es läuft wie bei der Ampel: Man streitet sich, hat keine Ideen,
die Lage verschlechtert sich weiter. Das wäre ein Konjunkturprogramm
für Herrn Höcke. Die AfD könnte jubeln,
würde gern mitregieren, doch keiner will mit ihr. Das hält Parteichefin Alice Weidel
für einen Fehler und richtet sich an die CDU: Sie können nicht Wahlkampf machen
mit AfD-Positionen und mit den Linken zusammengehen. Spätestens dann bricht auf Dauer
die Brandmauer zusammen: Weil sie entweder koalieren muss,
mit uns, oder an Bedeutung verliert,
weil die Wähler zur AfD springen. Bei der SPD ist man fast froh, dass man in beiden Ländern
noch im Landtag vertreten ist. Die Vorsitzende stellt sich
hinter den Bundeskanzler. Scholz ist unser starker Kanzler und wird unser
starker Kanzlerkandidat sein. Bei der letzten Bundestagswahl haben wir in den letzten Monaten
den Wind gedreht. Das wird uns
auch dieses Mal gelingen. Nach den Landtagswahlen herrschen
bei den Ampel-Parteien Frust, Ratlosigkeit und Zweckoptimismus. Es haben sich drastische Änderungen
im Parteiensystem gezeigt, eventuell ein Vorausblick
auf das Bundestags-Wahljahr 2025. Nachgefragt bei Markus Preiß,
dem Leiter des ARD-Hauptstadtstudios: Die CDU steht im Fokus bei der Regierungssuche in Thüringen
und Sachsen. Wie geht die Partei damit um? Es war schon gestern klar,
dass die CDU unangenehme Entscheidungen
treffen muss, wenn sie vor allem in Thüringen den
Ministerpräsidenten stellen will. Mit einem Tag Abstand
wird deutlicher wie kompliziert das wirklich wird. Es reicht nicht, nur die Prozente
und die Stimmen zu zählen. Um eine Regierung ohne die AfD
in Thüringen zu bilden, bräuchte man eine Zusammenarbeit von
CDU, dem BSW, der SPD und Linken. Allein bei der Aufzählung
dieser Parteien fragt man sich, was das
für eine Regierung werden soll. Was würde diese Parteien
inhaltlich verbinden - Parteien, die schon von Anfang an weiter auseinander liegen als es
die Ampelparteien jemals waren. Die, wie die CDU die Linke,
sich als unvereinbar sehen. Es ist nicht unmöglich,
aber es ist riskant: Diese inhaltlichen Gedanken,
jenseits aller Prozent-Überlegungen, werden jetzt stärker. Man hat das heute schon
in der Wortwahl gemerkt: Die CDU spricht von BSW
als einer Kaderpartei. Das BSW betont, man sei hier
nicht nur Mehrheitsbeschaffer. Wie geht es weiter nach den Landtagswahlen in Thüringen
und Sachsen. Dazu gibt es einen Brennpunkt
nach dieser tagesschau, darin ein Interview
mit Sahra Wagenknecht. Danach folgt Hart aber fair,
zu den Auswirkungen der Wahlen. Sparkurs bei VW: Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen möglich Der Volkswagenkonzern
schließt Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen
bei der Kernmarke nicht mehr aus. Die seit 30 Jahren
geltende Beschäftigungssicherung soll aufgekündigt werden. Das teilte VW-Chef Schäfer
nach einem Führungstreffen mit. Die finanzielle Lage
sei angespannt. Maßnahmen wie Altersteilzeit oder
Abfindungen reichten nicht aus, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Der Gesamtbetriebsrat kündigte massiven Widerstand
gegen die Sparpläne an. Proteste in Israel für Geiselabkommen In Israel ist eine Trauerfeier für
eine im Gazastreifen getötete Geisel zu einer politischen Demonstration
gegen die Regierung geworden. Tausende Menschen nahmen daran teil. Präsident Herzog entschuldigte sich
bei den Angehörigen der Geiseln. Zuvor hatten Zehntausende sich
an einem Generalstreik beteiligt. Der Druck auf Regierungschef
Netanyahu sollte erhöht werden, einem Deal zur Freilassung
der israelischen Geiseln zuzustimmen. Das sind die wohl letzten Aufnahmen, auf denen die sechs getöteten Geiseln
lebend zu sehen sind. Veröffentlicht heute von der Hamas. Bilder, die die Angehörigen
daran erinnern, dass ihre Liebsten noch bis vor wenigen Tagen
am Leben waren. Bevor sie laut einem forensischen
Bericht aus Israel erschossen wurden. Einer von ihnen, Hersh Goldberg,
wurde heute beerdigt. Hunderte säumten den Weg
des Trauerzuges in Jerusalem. Tausende kamen zur Zeremonie. Netanyahu hielt am Abend
eine Ansprache: Ich bitte um Verzeihung, dass wir es nicht geschafft haben,
sie lebend zurückzubringen. Eine Entschuldigung, die viele
in Israel nicht ernst nehmen. Sie sehen Netanyahu und seine
Regierung in der Verantwortung dafür, dass die Geiseln nicht mehr leben. Die Wut und Frustration darüber entlud sich gestern auf der größten
Demonstration seit Kriegsbeginn. Mehr als 500.000 Menschen
gingen auf die Straße. Der Vorwurf: Seit Monaten verhindere Netanyahu
einen Geiseldeal mit der Hamas - aus politischem Eigeninteresse. Und spiele so
mit dem Leben der Geiseln. Auch heute
gab es kleinere Demonstrationen und Versuche,
Verkehrsknotenpunkte zu blockieren. Wir brauchen mehr,
damit dieses Land zusammensteht. Ihr müsst verstehen,
dieses Land hat keine Führung. Netanyahu trifft Entscheidungen
gegen jegliche Gesetze und Regeln. Der Gewerkschaftsbund
und andere Organisationen hatten heute
zu einem Generalstreik aufgerufen. Landesweit legten viele
die Arbeit nieder. Ein Urteil des Arbeitsgerichts
beendete den Streik vorzeitig. Medaillen für das deutsche Team bei den Paralympics Es war ein Medaillen-reicher Tag
für das deutsche Team heute bei den Paralympischen Spielen. Gerade hat Felix Streng
im 100-Meter-Sprint Bronze geholt. Im Triathlon gab es zuvor
gleich drei Medaillen: Silber und zweimal Bronze. Im Badminton
holte Thomas Wandschneider Bronze - und schrieb damit Geschichte. Es ist die Sensation des Tages: Thomas Wandschneider holt die erste Medaille
im Para-Badminton für Deutschland. Der mit 60 Jahren
älteste Teilnehmer des Wettbewerbs gewinnt im Duell um Bronze
gegen den Koreaner Jeong. Großartig, großartig! Und in dieser Kulisse,
so viele Fans ... Silber für Niko Kappel. Der deutsche Para-Kugelstoßer
belegt mit 13,74 Metern hinter dem Usbeken Omonov
Platz zwei in der Klasse F41. Silber für Josia Topf: Im Schwimmen über 50 Meter Rücken muss er sich nur dem Ukrainer
Ostapchenko geschlagen geben. Topf erzielt mit 47,06 Sekunden
einen neuen deutschen Rekord. Das Wetter Die Wettervorhersage für morgen,
Dienstag, den 03. September: Von Westen nähert sich ein Tief
mit feuchter und schwüler Luft, die in den nächsten Tagen
für Schauer und Gewitter sorgt. In der ersten Nachthälfte
unwetterartige Schauer und Gewitter. Im Nordosten klar,
hier und da bildet sich Nebel. Morgen bei Sonne und Wolken
einzelne, später häufiger, punktuell unwetterartige Schauer
und Gewitter. In den östlichen Landesteilen
meist sonnig und trocken. Mittwoch im Osten sonnig und heiß, im Westen länger andauernde,
ergiebige Regenfälle. In der Mitte Schauer und Gewitter
mit Unwetterpotenzial. In den folgenden Tagen unbeständig
und etwas weniger warm, Richtung Nordosten oft sonnig,
teilweise heiß. Um 22 Uhr fragt Jessy Wellmer
in den tagesthemen Jens Spahn, den Vize-Fraktionsvorsitzenden
der Union: Geht eine Zusammenarbeit
mit der Linken trotz Unvereinbarkeitsbeschluss? Und wir nehmen Sie mit zu einem Berg-Gottesdienst
in den Allgäuer Alpen. Hier geht es weiter
mit dem Brennpunkt. Copyright Untertitel: NDR 2024