Früher wurde Dean häufiger geblitzt. Das aber hat
sich vor einem Jahr schlagartig geändert. Seitdem er eine Blitzer- Warn-App auf seinem Smartphone
installiert hat, wurde er kein einziges Mal mehr von einer Radarkamera erfasst. "In meinem
Freundeskreis kenne ich niemanden, der das nicht benutzt. Ja, wie gesagt, wir schützen uns halt
selbst vor Strafen. Und es ist halt praktisch, wenn man immer Bescheid weiß, wo jetzt gleich
ein Blitzer stehen könnte. Dass man mit der Geschwindigkeit runterfährt." Die Auswahl ist groß
in den digitalen Stores. Blitzer-Apps gibt es von vielen verschiedenen Anbietern für Smartphone,
und sie erfreuen sich großer Beliebtheit. Laut einer repräsentativen Umfrage von 2022 benutzen
49 Prozent der Befragten Auto- und Motorradfahrer eine Blitzer-App auf dem Handy oder ein
Navigationsgerät mit Blitzer-Warnfunktion. "Ich bin jetzt kein Raser, keiner, der jetzt
irgendwie zu schnell fährt. Aber es kann halt schon vorkommen, dass man mal 8 bis 10 km/h zu
schnell fährt. Und dann ja flattert dir halt einfach mal schon so schnell eine Rechnung von
20 bis 30 Euro rein, wo du dir halt denkst, dass das halt ein bisschen unnötig ist, weil du jetzt
niemanden gefährdet hast, indem du ein bisschen schneller gefahren bist." Die Warn-Apps beruhen
fast alle auf Schwarmintelligenz. Sieht ein Autofahrer einen neu aufgestellten Blitzer, lässt
sich das in der App spielend leicht melden. Alle anderen Nutzer werden dann kurz vor dem Erreichen
der gemeldeten Stelle benachrichtigt und wissen, dass Vorsicht geboten ist. "Mobiler Blitzer in
150 Metern." Und die App soll recht behalten: Rund 150 Meter später wartet die Polizei mit einem
mobilen Radarmessgerät. Dean weiß also schon immer bis zu einem Kilometer vorher Bescheid, wann
er besonders vorsichtig sein muss. Doch ist es überhaupt erlaubt, sich während der Fahrt
von einer Handy-App vor Radarfallen warnen zu lassen? Ich frage nach bei Roman Becker. Er
ist Fachanwalt für Verkehrsrecht. "Also ich will Blitzer-Apps nicht generell verteufeln,
weil Blitzer-Apps warnen ja auch vor Staus, vor Unfällen, vor Glätte, vor Nebel und so weiter.
Aber die Hauptarbeit der Blitzer-App ist ja eben das Warnen vor Geschwindigkeitsüberwachungen und
vor Blitzern. Und genau das ist aber nach der Straßenverkehrsordnung verboten." Verboten
ist allerdings nur die Benutzung von Apps, die auch vor mobilen Blitzern warnen. Die
Benachrichtigung über feste Blitzer ist nicht verboten. Außerdem muss die Polizei nachweisen,
dass die App während der Fahrt wirklich aktiv war. Nur weil die App auf dem Handy installiert ist,
zählt das nicht als Beweis. "Sollte die Polizei Sie tatsächlich feststellen, wie Sie eine solche
benutzen, dann ist das eine Ordnungswidrigkeit. Das kostet 75 Euro, es gibt einen Punkt in
Flensburg, und was dann auch noch passieren kann: Die Polizei kann das Handy beschlagnahmen. Sie
darf nicht ins Auto greifen und das Handy einfach mitnehmen - Sie können auf einen richterlichen
Beschluss bestehen -, aber wenn die Polizei es herausverlangt, dann müssen Sie es herausgeben
zum Zwecke der Beweissicherung. In der Regel bekommen Sie es dann aber auch wieder." Dean
ist bewusst, dass die Nutzung der App nicht erlaubt ist. Er will sie aber trotzdem weiterhin
benutzen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Polizei ihn erwischt und anhält, sei viel geringer, als in
Berlin in eine Radarfalle zu tappen, so sagt er.