Published: Aug 29, 2024
Duration: 00:16:01
Category: News & Politics
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Guten Abend! * Gong * Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen
mit der tagesschau. Diese Sendung wurde vom NDR
live untertitelt (30.08.2024) Heute im Studio: Jens Riewa. Guten Abend,
ich begrüße Sie zur tagesschau. 28 Straftäter nach Afghanistan abgeschoben Mehr als drei Jahre hat die Regierung
nicht nach Afghanistan abgeschoben – bis heute. Um kurz vor 7 Uhr ist eine Maschine
am Flughafen Leipzig gestartet. An Bord: 28 afghanische Straftäter. Es ist die erste Abschiebung
in das Land, seit die radikalislamischen Taliban
die Macht übernommen haben. Die Regierung hat den Schritt
Monate vorbereitet. Das Vorgehen
ist kompliziert und umstritten. Dieser Bus am Flughafen Kabul ist
das letzte Kapitel der Abschiebung. Die meisten Afghanen, die aussteigen, haben in Deutschland einen Großteil
ihrer Haftstrafen verbüßt. Sie wurden in ihre Heimat gebracht. Der Kanzler
bewertet die Aktion als Erfolg. Man habe monatelang
auch mit Drittstaaten verhandelt. Es ist ein klares Zeichen: Wer Straftaten begeht,
kann nicht darauf rechnen, dass wir ihn nicht abschieben. Wir werden Wege suchen, das zu tun. Zum Flughafen Leipzig-Halle
hatte man 28 afghanische Straftäter aus ihren jeweiligen Haftanstalten
in zehn Bundesländern gebracht. Um 6.56 Uhr hebt die Maschine
der Qatar Airways Richtung Kabul ab. Für die Sicherheit sorgen vermutlich
Beamte aus Zentralasien. Diesen Schlüsselmächten der Region
habe man es laut Regierungssprecher zu verdanken, dass man nicht
direkt mit Kabul verhandeln musste. Wir haben da eine ganze Weile
Vorgespräche und Gespräche geführt. Wir sind sehr dankbar
für die Unterstützung, die wir von Schlüsselmächten
der Region erhalten haben. Inwieweit so etwas häufiger
passieren kann, muss sich weisen. Seit der Machtübernahme der Taliban,
sei Afghanistan ein Folterstaat, so Menschenrechtsorganisationen. Man darf in einen Staat, in dem
unmenschliche Behandlung droht, wie in Afghanistan,
nicht abschieben. Dieses Verbot nach europäischer
Menschenrechtskonvention gilt für alle Menschen. Die Union wünscht sich
mehr solcher Abschiebungen. Das Vorgehen
werde nicht zur Regel werden, sagen die Grünen. Das war 'ne Art, die das
Innenministerium organisiert hat, was in speziellen Einzelfällen
vielleicht angegangen werden kann. Aber für Große-Stil-Abschiebungen
wird das nicht tauglich sein. Geordnet ist es,
wenn zwei Staaten miteinander reden. Die Taliban sind aber kein Staat. Mehr als zehn
der abgeschobenen Männer sollen in Kabul
auf freien Fuß gesetzt worden sein. Beim Rest werde noch geprüft. Diskussion über Zahlung für Abgeschobene Für Diskussionen sorgt, dass die
Afghanen für ihren Lebensunterhalt in den ersten Monaten
ein Handgeld bekommen haben: 1000 Euro pro Person laut
niedersächsischem Innenministerium. Faeser beantwortet Fragen im Ausschuss Ministerin Faeser sagte
im Innenausschuss des Bundestags: Solche Zahlungen
hätten juristische Gründe. Sie sollen verhindern, dass Gerichte die Entscheidung
zur Abschiebung aufheben. Es ging im Innenausschuss
auch um den Anschlag in Solingen. Bundespolizeipräsident
und Generalbundesanwalt im Innenausschuss des Bundestags. Sie sollten Auskunft geben über die Ermittlungen
zum Attentat in Solingen. In geschlossener Sitzung
ging es auch um die Maßnahmen, welche die Regierung angekündigt hat. Wir haben auch Leistungskürzungen
vorgestellt. So ist es unattraktiv,
wenn man woanders einen Asylantrag gestellt hat,
nach Deutschland zu kommen. Leistungskürzungen reichen nicht, denn das betreffe nur die,
die schon hier sind, so die AfD. Wir müssen den Zustrom beendigen. Auch für die Union geht es darum,
möglichst wenige ins Land zu lassen. Sie fordert,
an den Grenzen mehr abzuweisen. Das System funktioniert nicht. Es braucht Rückweisungen
an unserer Grenze, für Personen, die durch ein Land reisen,
in dem sie einen Asylantrag hätten stellen müssen und können. Von der FDP gibt es Signale, dass man sich weitere Maßnahmen
vorstellen kann. Am Dienstag gibt es dazu ein Treffen. Wir sollten ein Gespräch
mit den Ländern und mit der CDU/CSU ergebnisoffen führen. Wenn es umsetzbare gute Vorschläge
gibt, sollte man die aufnehmen. Im Bundestag seien viele Fragen
zu Solingen unbeantwortet geblieben, heißt es parteiübergreifend. Zu einer weiteren Sitzung
kommen Vertreter aus NRW dazu. NRW-Landtag debattiert über Solingen-Anschlag Dort hat sich heute der Landtag
damit beschäftigt, was schief gelaufen ist
vor dem Solingen-Anschlag. Ministerpräsident Wüst (CDU) sieht das Hauptproblem
in der irregulären Migration. Die Opposition wirft
der Landesregierung Versäumnisse vor. Sie sei verantwortlich für die
misslungene Abschiebung des Täters. In Solingen
wird weiter um die Opfer getrauert. Musik zum Gedenken. Drei Kerzen zum Erinnern
in der Innenstadt, wo drei Menschen starben. Noch immer sitzt der Schock
in Solingen tief über den Angriff. Das ist schrecklich,
dass es in meiner Stadt passiert. Man fühlt mit den Menschen,
Opfern, Angehörigen, Einsatzkräften. Es ist schlimm. Ich habe nur eine Dame gekannt,
mit der ich im Sportverein war. Darum zittere ich wieder. In Düsseldorf im Landtag heute
das offizielle Gedenken: Ein Kondolenzbuch liegt aus, dazu eine Schweigeminute
für die Opfer. Die Tat sei ein Einschnitt,
sagt Ministerpräsident Wüst: Für Solingen, NRW und Deutschland. Er will Fehler aufklären. Aber Konsequenzen
müsse vor allem der Bund ziehen. Wir werden die Ursachen als Land NRW
nicht alleine lösen können. Der Bund
ist in eigener Verantwortung und in Europa gefordert, bei der irregulären Migration
zu wirksameren Lösungen zu kommen. Oppositionsvertretern
ist das zu wenig. Sie sehen eine Verantwortung
auch beim Land NRW. Abschiebung
ist die Aufgabe der Länder. Ihre Regierung
konnte nicht nach Bulgarien, einem EU-Land, abschieben. Der Ministerpräsident hat keinen Vorschlag
in Landeszuständigkeit gemacht. Wo möchten Sie Konkretes tun? Am Abend
wird es ein Innehalten geben - Kerzen in den Fenstern
und Glockengeläut in der Stadt. Um 21.37 Uhr -
genau eine Woche nach der Tat. Dublin-Abkommen regelt Asylverfahren Die Abschiebung des Attentäters
nach Bulgarien ist gescheitert. Die Gründe werden aufgearbeitet. Doch nach dem Dublin-Abkommen
sind die Zuständigkeiten klar. Benannt ist es
nach der irischen Hauptstadt, wo es in den 90ern
ausgehandelt wurde. Das Abkommen sieht vor,
dass DAS EU-Land zuständig ist, in das der Flüchtling
zuerst einreist. Doch das klappt häufig nicht. Dass gerade Deutschland
auf strengere Regeln in der EU-Migrationspolitik drängt,
sorgt in Brüssel für Verwunderung. Das Wichtigste ist, unsere Beschlüsse der letzten
Legislaturperiode auch umzusetzen. Die Bundesregierung darf das auch
schneller umsetzen als vorgesehen. 2023 wollte Deutschland 74.622 Migranten
in andere EU-Länder abschieben. In 55.728 Fällen
stimmten diese auch zu. Aber nur 5053
wurden tatsächlich überstellt. Es gibt verschiedene Gründe,
warum Menschen hier bleiben, statt in das eigentlich zuständige
Land zurückgeführt zu werden: Italien weigert sich seit Ende 2022,
Personen aus dem Dublin-Verfahren zurückzunehmen, wegen der Überlastung
durch viele Erstankünfte. Auch Griechenland und Bulgarien
gelten als Problem. Seit Jahren gibt es dort Kritik
an der Versorgung der Flüchtlinge, auch vom Europäischen Gerichtshof
für Menschenrechte. Rückführungen nach Bulgarien
sind kompliziert: Charterflüge und Landüberführungen
sind verboten. Die Überstellung muss den Behörden neun Werktage vorher
angegeben werden. Als Erfolgsmodel gilt
das Migrationsabkommen mit Tunesien. Gegen viel Geld
verhindert die Regierung, dass Menschen nach Europa flüchten. Ähnliche Abkommen
gibt es mit Ägypten und dem Libanon. Weniger ankommende Flüchtlinge und funktionierende Regeln,
für die, die da sind: Nur so lässt sich das Thema
in den Griff bekommen. Vor Landtagswahl in Sachsen Die Asylpolitik war ein wichtiges
Thema im Wahlkampf in Sachsen. Vor allem bei der AfD und BSW
spielte es eine Rolle, ebenso der Ukraine-Krieg. Umfragen sagen für die Landtagswahl
in Sachsen am Sonntag ein Kopf-an-Kopf-Rennen
von CDU und AfD voraus. Die letzten fünf Jahre hat
Ministerpräsident Kretschmer (CDU) mit Grünen und SPD regiert. Sachsen hat die Wahl. In zwei Tagen
entscheiden die Menschen hier über einen neuen Landtag. Manch einer
blickt mit Anspannung auf Sonntag. Meine größte Sorge ist,
dass die Fronten sich verhärten und dass wenig Dialog
zwischen Parteien stattfindet. Man macht sich Gedanken,
in welche Richtung es geht. Man hofft, dass jeder zur Wahl geht. Er will Ministerpräsident bleiben: Michael Kretschmer, CDU, setzt im Wahlkampf
auf seine große Beliebtheit. Er kämpft um jede Stimme. Es geht um die Frage,
wer ist stärkste Kraft. Wir müssen vorne liegen, damit
wir den Regierungsauftrag haben. Damit dieses Land
eine gute Zukunft hat. Macht mit, engagiert euch! Die AfD liefert sich mit der CDU
ein enges Rennen um Platz eins. Hätte aber keine Regierungsoption,
da keine andere Partei koalieren will mit der als gesichert rechtsextrem
eingestuften AfD. Machen wir hier in Sachsen
ein Ende mit Vetternwirtschaft, mit der Bildungsmisere
und mit der Messermigration. Es reicht. Das Bündnis Sahra Wagenknecht
könnte drittstärkste Partei werden. Und setzt auf Kritik
an der Ampel in Berlin. Schluss mit diesem sinnlosen Sterben
in der Ukraine. Beenden wir diesen Krieg
mit Verhandlungen. Für SPD und Grüne geht es
um den Verbleib im Landtag. Die SPD liegt in Umfragen bei 7,
die Grünen bei 6 Prozent. Die Linkspartei droht, an der
Fünf-Prozent-Hürde zu scheitern. Noch schlechtere Chancen auf einen
Einzug ins Parlament hat die FDP. Russischer Luftangriff auf Charkiw Die russische Armee hat erneut
das ukrainische Charkiw angegriffen. Bei dem Luftangriff
wurde ein Hochhaus getroffen. Laut ukrainischen Behörden wurde
die Stadt mit Gleitbomben beschossen. Mindestens sechs Menschen
starben dabei. Der Gouverneur von Charkiw
sprach von über 40 Verletzten. Deutsche Produktionen bei den Filmfestspielen in Venedig Viele kennen Sandra Maischberger
als Moderatorin. Bei den Internationalen
Filmfestspielen in Venedig tritt sie jetzt als Produzentin auf. Mit Regisseur Andres Veiel zeigte sie
die Dokumentation Riefenstahl, ein Film über Hitlers Hofregisseurin. Um deutsche Geschichte
geht es auch im Film September 5, konkret um den Terroranschlag
auf die Olympischen Spiele 1972. Im Wettbewerb um den Goldenen Löwen
läuft das Erotikdrama Babygirl. Einmal im Jahr sonnt sich Venedig
im Glanz der Hollywoodstars. Nicole Kidman und Antonio Banderas treffen für die Premiere ihres Films
Babygirl auf dem Filmfestival ein. Außer Glamour will die Biennale auch politisch und ethisch
relevante Fragen aufwerfen. Das macht allen voran ein Film
aus Deutschland: September 5. Es sollen heitere Spiele werden
1972 in München. Der US-Sender ABC
überträgt erstmals live. Bis palästinensische Terroristen Mitglieder der israelischen
Delegation als Geiseln nehmen. ABC ist live dabei. Am Ende sind alle elf Geiseln tot. Erzählt wird September 5
aus der Senderegie von ABC. Es ist ein Film, in dem geht's
auch um die Macht der Bilder. Bilder können mobilisieren,
können emotional sein, können politische Entscheidungen
beeinflussen. Die manipulativen Möglichkeiten
von inszenierten Bildern aufzeigen: Darum geht es auch
Produzentin Sandra Maischberger in der Dokumentation Riefenstahl. Leni Riefenstahl gilt
als Lieblingsregisseurin Hitlers. Sie soll mit ihrer
filmischen Ausdruckskraft die Nazi-Propaganda
entscheidend befördert haben. Die Macher haben sich jahrelang
mit dem Nachlass Riefenstahls und ihrer Persönlichkeit befasst. Für mich ist Leni Riefenstahls
Biografie ein Prototyp, um sich mit Faschismus
auseinanderzusetzen. Leni Riefenstahl selbst
gewann drei Preise bei der Biennale, 1938 den Coppa Mussolini
für ihren Film Olympia. Erste deutsche Medaille bei Paralympics Maurice Wetekam (18)
hat bei den Paralympics die erste Medaille
für Deutschland gewonnen. Der Schwimmer
holte über 100 Meter Brust Bronze. Mit einem starken Schlussspurt
sicherte er sich den dritten Platz. Gold gewann
der Italiener Stefano Raimondi. Das Wetter Nun die Wettervorhersage für morgen,
Samstag, den 31. August. Eine Luftmassengrenze trennt feucht-warme Luft im Süden
von trocken-kühler Luft im Norden. In diesem Bereich
in der Nacht vom Westen bis in den Nordosten örtlich Regen,
anfangs mit Gewittern. Am Tag von NRW bis nach Brandenburg
am Vormittag örtlich Schauer. In den sonstigen Landesteilen
sonniges Wetter. Nur an den Alpen
Schauer und Gewitter. Am Sonntag Sonne pur im Norden,
im Süden später Quellwolken, vor allem im Bergland
einzelne Wärmegewitter. Sonniger Start in den Montag,
dann dickere Quellwolken, später öfter Gewitterschauer. Am Dienstag steigt
das Gewitterrisiko landesweit. In den tagesthemen um 21.45 Uhr
sind wir eine Woche nach dem Anschlag bei der Gedenkveranstaltung
in Solingen. Und wir begleiten die Ampel-Parteien
im Wahlkampf in Sachsen und Thüringen. Ihnen noch einen schönen Abend. Copyright Untertitel: NDR 2024