Published: Feb 28, 2024
Duration: 00:15:30
Category: Education
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[Musik] hinter Bonner Türen ein Podcast des Bonner generalanzeigers weil sich an jeder Ecke spannende Geschichten verstecken Bonn im Jahr 1794 in einer prächtigen Kirche im bonnerzentrum Gehen französische Soldaten ein und aus führen Winde Pferde mit sich deren Hufe laut auf dem Steinboden klappern Holzmöbel werden verbrannt um die kalte Kirche zu beheizen hier wird sobald kein Gottesdienst mehr stattfinden denn die nächsten Jahre wird die Kirche als Pferdestall und Lager genutzt Bonn ist nicht wieder zuuerkennen die bis vor kurzem noch kurkölnische Residenzstadt steht unter französischer Herrschaft hallo oder vielleicht lieber bonjour herzlich willkommen zurück zu hinterbonner Türen ich bin Christine Ludewig und mir gegenüber sitzt Johanna Lüpke hallo und willkommen zurück auch von mir heute öffnen wir die Tür zu der Namen jesukirche in Bonn die kurzzeitig mal einen anderen Zweck als Gottesdienste hatte kaum zu glauben aber Bonn war vor langer Zeit mal eine französische Stadt und zwar ab 1794 und hatte damit ab 1804 Napoleon zum Kaiser der Rhein war damals die Grenze Frankreichs also die rechte Rheinseite Bons gehört nicht dazu das ist auf jeden Fall ein riesiger Themenkomplex und wir können hier nicht die ganze Story erzählen das ist glaube ich klar wir geben euch deshalb nur eine sehr kurze Zusammenfassung wie es dazu kam die Franzosen hatten dem Deutschen Reich bereits 1792 den Krieg erklärt im Zuge der Koalitionskriege das waren die militärischen Auseinandersetzungen zwischen Frankreich und den anderen europäischen machtrivalen die sich nach Ende der französischen Revolution entwickelten 1792 nahmen französische Truppen erste Teile des Rheinlands ein zwei Jahre später waren sie dann in Bonnen angelangt die Besatzung dort an sich soll friedlich abgelaufen sein die Franzosen errichteten einen sogenannten Freiheitsbaum auf dem Bonner Marktplatz ein Symbol der französischen Revolution dann ging alles auch sehr schnell einen Monat später wurde für alle eroberten Gebiete zwischen Mars und rheinen also auch für Bonn ein neues Verwaltungssystem eingeführt mit einer Zentralverwaltung in Aachen die Bezirksverwaltung für die Stadt und das Kurfürstentum Köln wurde in Bonn eingerichtet und die alte Reichstadt Köln wurde wiederwillig muss man sagen auch in den Bezirk bon eingegliedert von einer Neuerung habt ihr vielleicht schon mal gehört die Franzosen brachten das erste Bürgerliche Gesetzbuch den Kod Zivil ins Rheinland dadurch wurden alle Männer vor dem Gesetz gleichgestellt und die Standesunterschiede waren abgeschafft Betonung lie dabei natürlich auf Männern auch das erste Papiergeld sogenannte assiniaten brachten die Franzosen nach Bonn Gebäude und Eigentum des Geistlichen Kurstaates also vor allem die kurfürstlichen Bauten wurden staatlicher Besitz die französische Besatzung hatte natürlich große Auswirkungen auf das Leben in Bonn erstmal wurden die Vorlesungen an der Uni unterbrochen und das Unigebäude wurde zu einem Krankenhaus und später zu einem Lagerraum für Stroh als Futter für die Pferde der Franzosen auch das Poppelsdorfer Schloss wurde zu einem Krankenhaus Betten und anderes Mobiliar dafür schleppte der man aus Wohnungen von Vertriebenen Bonnern herbei und wie stand die verbliebene Bonner Bevölkerung dazu der ging es während der Besatzungszeit zumindest nicht sehr gut kann man glaube ich sagen die Bevölkerungszahl reduzierte sich um etwa 20% und große Teile der Bevölkerung verarmten den Anforderungen des Militärs wurde so ziemlich alles andere untergeordnet die Bonner Bezirksverwaltung beschwerte sich 1795 darüber bei der Zentralverwaltung in Aachen der Bezirk Bonn musste nämlich z.B täglich 100 Stück hornvie also Kühe und Rinder an die Soldaten liefern und natürlich wie schon erwähnt wurden alle möglichen ehemals sprungvollen Gebäude fürs Militär um genutzt die Kirchen und die Synagoge wurden zu pferdestellen darunter auch die heutige nam jesukirche wir kennen diese Kirche wahrscheinlich alle oder sind zumindest schon mal dran vorbeigerannt sie steht nämlich mitten in der Innenstadt in der Bonngasse genau ich war dort und habe mich mit geseler Rings EW getroffen die im Kuratorium der Stiftung der Namen jesukirche sitzt die hat selbst zu der Geschichte der Kirche im Stadtarchiv und beim Land NRW geforscht von 1794 bis 1800 wurde sie eben als Stall und Lagerfläche benutzt und drin deutet aber tatsächlich gar nichts mehr darauf hin interessant fand ich dass laut Frau Rings Ewart fast alle Möbel also auch die alre Bilder und so verbrannt wurden von den Franzosen aber die Sitzbänke die Beichtstühle und die Kanzel sind bis heute erhalten geblieben das heißt die Soldaten haben offenbar mit diesem Dingen noch was anfangen können das ist zumindest die Theorie von Frau Rings Ewart und ich finde die macht irgendwie auch Sinn die Kanzel vermutet sie wurde vom Kommandeur genutzt um um den Soldaten Befehle zu geben und die Holzbänke könnten die Soldaten zusammengeschoben haben also so Sitzfläche an Sitzfläche um darauf zu schlafen also da haben nicht nur die Pferde gewohnt sondern auch die Soldaten ja wahrscheinlich schon es gab jetzt auch nicht so viele andere Orte wo die hätten übernachten können und die Beichtstühle die da an den Wänden in der Kirche stehen so meint Frau Rings Ewart könnten als Futtertrog für die Pferde benutzt worden sein dafür gibt's aber keine schriftlichen Quellen soweit ich weiß nur eben das Rätsel warum bestimmtes Mobiliar erhalten geblieben ist was eben nahelegt dass die Soldaten damit etwas anfangen konnten die Kirche hat übrigens auch eine Gruft in der jesuitenmönche begraben liegen und die haben die Soldaten zerstört 1800 gaben die Soldaten die Kirche dann auf und ließen sie größtenteils als Ruine zurück wie es damals in Bonn aussah hat Friedrich Albert klebe 1800 in einem Reisebericht so beschrieben jetzt ist Bonn ein toter stiller Ort der nichts mehr er hat was den Fremden noch anziehen könnte als die Ruinen seines ehemaligen Glanzes seine Bevölkerung hat sich durch die Auswanderung der meisten Hof und Regierungsbeamten und des Adels beträchtlich vermindert und der nahrungsstand abgenommen das große Schloss des Kurfürsten mit seinen vielen Merkwürdigkeiten sieht aus wie das Mainzer und Koblenzer es waren hierin eine kostbare Bibliothek die Meisterwerke der Literatur von allen Nationen enthaltend ein physikalisches Kabinett und eine Sammlung von Naturalien die zu den ersten in Deutschland gehörte aber alles dieses alle Seltenheiten und Kunstwerke die man hier verwarte sind verschleudert gestohlen und vernichtet auch die Situation der Juden verschlechterte sich während der Franzosenzeit 1808 hat Napoleon ein Dekret die Juden betreffend erlassen das sogenannte schändliche Dekret ab da konnten sich die Juden z.B nicht mehr niederlassen wo sie wollten und auch nicht mehr den Beruf ausüben den sie wollten ein Großteil der bnerbevölkerung war aber wohl zumindest am Anfang noch recht positiv eingestimmt dem neuen Kaiser gegenüber Napoleon kam auch zweimal selbst nach Bonn und da wird es teilweise deutlich das erste Mal wenige Monate nach seiner Krönung zum Kaiser am 16 und 17 september 1804 da machte er in Bonn auf seiner rheinlandreise halt als er seine neuen Gebiete persönlich inspizierte und sich als Herrscher seinen neuen Untertan vorstellen und feiern lassen wollte er wollte außerdem schauen ob sich Bonn als Festungsstadt eignet und das muss auf jeden Fall ein riesen Ding gewesen sein als sich Napoleon nach Bonn bequemt hat genau das war tatsächlich ein Riesenereignis wir haben dazu auch ein paar Quellen die in dem Buch bönsche Geschichte und Geschichten von Josef Niesen genannt werden nachmittags um 16 Uhr am 16 september 1804 versammelte sich der Bonner munizipal Rat also der Gemeinderat vor dem kölntor das ist heute am Wilhelmsplatz und wartete stundenlang muss man sagen gegen 7 Uhr erschien dann die Kaiserin also Napoleons Frau Josephine in achtspendiger Kutsche begleitet von vier sechspendigen Wagen Napoleon tauchte an dem Tag aber nicht auf und hat die ganze Sause verpasst die dann folgte die lange Prozession fährt durchs kölntor mit dem Bonner Bürgermeister und dem Stadtrat an der Spitze mit trommelwirbel Musik Kanonenschüssen und Glockengeläut geht es durch die Stadt die Route die für das kaiserliche paar vorbereitet wurde ist geschmückt die Häuser mit grün und Blumen gesäumt bewaffnete Bürger bilden ein Spalier dahinter steht das jubelnde stadtvolk es geht bis zum Palais von Anton Maria Graf von belderbusch ein riesiges Anwesen am Rhein wo rund 160 Jahre später die Bonner Oper gebaut werden wird dort soll das Paar logieren dann gab es einen Empfang in der heutigen Namen jesukirche 1804 wurde die Kirche ja schon nicht mehr als Stall genutzt sondern hatte unter anderem schon neue alere aus dem nahegelegenen Franziskanerkloster bekommen und war dabei renoviert zu werden am Abend wurde dann wohl türkische Musik auf dem rehein gespielt eine Tradition die sich Napoleon von den Königen des anci Regime also z.B Ludwig dem 14 abgeschaut hatte napoleon hat sich auch mal blicken lassen aber erst am Morgen danach gegen 9 Uhr da gab es dann noch mal Glockengeläut und große Feierlichkeiten und so ist er mit großem Tamtam dann auch zum bäerbuscher Hof gezogen danach wollte er endlich Bonn anschauen dabei kam es zu folgender Anekdote Napoleon und sein Gefolge ritten ungestüm im Galopp den Rhein hinunter und durch den Graben die wachsbleiche hoch bis zum Sterntor dort soll dann der Unterpräfekt Johann Josef Eichhoff wegen des glatten Pflasters vom Pferd gestürzt sein und Napoleon war wohl nicht ganz unbeteiligt an diesem Sturz Johann Jakob Müller ein bonachronist zu dieser Zeit schreibt wo der unterpräfekte eichoff vom Pferde gestürzt oder wie einige wollen bemerkt haben vom Kaiser selbst mit dem Pferde in einen neben der Landstraße liegenden Garten geworfen ohne sich aber zu verletzen eine andere Version der Geschichte ist dass Napoleon selbst gestürzt sein soll in der vogsgasse und sich deshalb entschieden haben soll bon nicht zur Festung zu machen dafür haben wir aber keine Quelle gefunden und das scheint einfach eine andere Version der Geschichte zu sein wieder zu Pferde ging es dann auf jeden Fall weiter durch die Stadt durchs koplenzer Tor bis zum Kreuzberg dort hatte man einen weiten Überblick und danach hat Napoleon wohl entschieden dass Bonn keine Festung statt wird eine kleine randanekdote dazu der weil blieb Josephine bei der hochschwangeren Gräfin Babett von belderbusch die Josephine wohl so sympathisch fand dass sie sich spontan entschied für ihr Kind partatenschaft zu übernehmen die Tochter wurde dann auch Josephine getauft Babet von belderbusch war übrigens eine Jugendfreundin bethofens und die Tochter des zergartenwirts in Bonn das war beethofens Stammlokal grafbelderbusch also ihr Mann wurde dann von Napoleon persönlich zum Meer also zum Bürgermeister ernannt das war der erste Besuch Napoleons wie lief denn der zweite ab der war am 16 november 1811 also 7 Jahre später und napoleon wollte hier erneut die militärische Verwendbarkeit bonss prüfen die Stimmung war bei allen Parteien nicht mehr so gut wie beim Besuch davor vielleicht auch weil inzwischen viele Bonner als Soldaten zogen worden waren es gab wieder einen großen Empfang morgens kam Napoleon dann angeritten und es ging wieder zum belderbuscher Hof unter glockengelut und Kanonendonner und zusammen mit dem phicher Bürgermeister Leonard Strof Ritt Napoleon dann zum pinkenberg in Beul von wo aus er einen Blick auf die Landschaft hatte zu diesem Ausflug wie man ih ja nennen kann hat der Heimatforscher Karl Jakob Bachem geforscht napoleon war mit seiner gesamten Generalität vor Ort also da war quasi die ganze französische Staatsführung dabei sie haben dann mit der giponte einer Fähre über den Rhein übergesetzt und kam ungefähr daraus wo das bahnhöfchen in Beul heute ist und sie sind dann quer durchs heutige Beuler Zentrum geritten bis zum pinkenberg der damals noch 30 m höher war als heute napoleon hatte wohl damals schon eine negative Tendenz zu Bonn aber war sich unsicher genug um sich doch noch mal umzuschauen meinte Bachem nach diesem Ausblick entschiedt sich Napoleon dann erneut gegen Bonn und gab stattdessen Köln den Vorzug ich habe darüber auch mit Karl jakobachem ges en und er meint dass es keine Quellen keine Protokolle oder sowas gibt zu den Gründen warum später an dem Tag gab es dann noch eine Truppenparade auf der Poppelsdorfer Allee napoleon war aber unzufrieden mit der Show sodass er einem Offizier die epoletten von der Schulter Riss epoletten sind diese goldenen Fransen auf Uniform soweit die Quellenlage laut einer volkstümlichen Überlieferung gibt es aber auch hier noch eine unbelegte Anekdote napoleon hat angeblich an eine der Kastanien auf der Poppelsdorfer alle gepinkelt der betreffende Baum wurde bis weit ins 19 Jahrhundert spöttisch napoleonsbaum genannt ob das wirklich stimmt welcher Baum das war und ob der noch steht ist nicht mehr herauszufinden das war wie gesagt 1811 also gegen Ende der Franzosenzeit währenddessen herrschte die ganze Zeit weiter Krieg zwischen Frankreich und den anderen europäischen Mächten darauf können wir hier nicht eingehen also nicht genauer weil das einfach zu viel wird die französische Besatzung blieb in Bonn bis 1814 erhalten und als Napoleons Herrschaft dann nach der Völkerschlacht 1813 definitiv zu Ende gehen drohte freut man sich auch in Bonn am 6 april 1814 hat die Stadt die Nachricht erreicht dass die Alliierten also die Briten die Russen die Preußen und die Österreicher in Paris eingerückt waren und es gab Freudenfeiern in der ganzen Stadt mit Trommelwirbel glockengelut und wieder mal Kanonenschüssen als bekannt wurde dass Napoleon entront worden war wurde sein am rein verbrannt ein Buchdrucker aus Bonn neuer hat über seine Tür geschrieben jetzt kann ich Gott lob ungestört wieder Drucken der so die ganze Welt bezwang darf sich selbst nicht Mucken gut er war Buchdrucker kein Dichter aber der Hintergrund dazu ist eben dass deutsche Zeitungen und Bücher bis dahin verboten gewesen waren und insofern ist die Freude verständlich dieser Herr neuer ist uns bei der Recherche ganz zufällig über den Weg gelaufen aber Peter Neuser gewesen sein dessen verlagsdynastie später den Generalanzeiger rausgebracht hat genau das fanden wir ganz witzig und damit sind wir am Ende der Folge angelangt wir hoffen ihr konntet etwas mitnehmen und schaut jetzt vielleicht auch etwas anders auf die Namen jesekirche in Bonn wir freuen uns wenn ihr den Podcast abonniert bei Spotify könntet ihr noch die kleine Glocke aktivieren sodass ihr benachrichtigt werdet wenn eine neue Folge rauskommt auf jeden Fall danke fürs zuhören und bis zum nächsten Mal tschüss das war hinter Bonner Türen ein Podcast des Bonner generalanzeigers weil sich an jeder Ecke spannende Geschichten verstecken eine Produktion der Generalanzeiger bon GmbH Redaktion und Produktion Johanna Lüpke Christine Ludewig und Andreas deik Sprecher Martin Busch Grafik Sabrina stamp