RUSSLAND-KORRESPONDENT Christoph Wanner über die Herausforderungen der Kriegsberichterstattung

Es freut mich außerordentlich, heute  nicht nur per Video, sondern leibhaftig   hier im Studio mit Christoph Wanner, unserem  Russland-Korrespondenten, sprechen zu können, der   in diesen Tagen, seit mehr als zwei Jahren,  über den Krieg in der Ukraine berichtet. Da   ist immer die erste Frage: In Russland, das  wissen wir, dürfen bestimmte Begrifflichkeiten   nicht genannt werden, aber wie ist das, dort zu  arbeiten? Fühlt man sich als Korrespondent oder   Reporter beobachtet? Kann man da so frei sein,  wie man will, oder ist da schon eine Art von   Reglementierung zu spüren? Natürlich nennen wir  den Krieg Krieg, alles andere wäre absurd. Es kann   uns gar nicht interessieren, welche Vorgaben  da existieren, wenn wir aus Moskau arbeiten,   und das tue ich ja in der Regel. Wenn man  sich an die Nachrichtenberichterstattung hält,   also die Quellen auswertet, die man hat, und  über den Kriegsverlauf berichtet, und sich   tatsächlich Mühe gibt, das Ganze neutral und  objektiv zu gestalten, dann kann man aus Moskau   als deutscher Korrespondent in der Regel frei  berichten. Es gibt natürlich immer auch Ausnahmen,   aber ich persönlich habe die negativen Seiten  nicht erlebt. Da wollte ich auch noch mal fragen,   ob es möglicherweise mal einen Anruf oder  einen Hinweis von irgendeinem Ministerium gab,   wo gesagt wurde: "Herr Wanner, jetzt ist  Schluss, weiter geht unser Verständnis für   Ihre Art und Weise der Berichterstattung über den  Krieg, diesen Kampf in der Ukraine, nicht." Also,   es gab vor dem Krieg, interessanterweise während  der Fußball-WM oder in der Vorberichterstattung,   mal so einen Hinweis. Da habe ich eine  Dokumentation gemacht und mich intensiv mit   den Hooligans beschäftigt, und das hat einigen  nicht gefallen. Es gab auch mal einen Hinweis,   als wir die russische Atomkraft stark kritisiert  haben. Das war alles vor dem Krieg. Jetzt,   während des Krieges, gab es solche Anrufe nach  dem Motto: "Lass das sein" und Ähnliches nicht.   Was natürlich schon stattfindet, sind immer  wieder auch Gespräche mit dem Außenministerium   und mit den sogenannten Kuratoren. Wenn es  jetzt zum Beispiel um diese Provinzkurs geht,   wo die Ukrainer mit ihren Truppen und  zum Teil mit westlichen Journalisten   ohne die Genehmigung der russischen Behörden  hineingegangen sind – ganz klar russisches   Hoheitsgebiet – da hat man uns dann schon auch  gesagt, dass das natürlich ein absolutes Tabu ist.

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