Es ist mehr als ein Kater,
den Brandenburgs CDU heute zu verarbeiten hat. Ihr Parteichef
und Spitzenkandidat mit 1,3 Promille auf einem E-Roller. Eine Straftat. Keine 24
Stunden später geht er an die Öffentlichkeit. Ich stehe zu diesem Fehler. Ich werde die
Konsequenzen daraus, insbesondere die Strafe, die sich auch daraus ergibt, tragen. Ich
gehe damit auch offensiv und transparent um. Ich ducke mich da nicht weg, sondern sage ja,
das war ein Fehlverhalten. Das war etwas, was mir auch sehr leidtut und aus dem ich natürlich
auch meine Lehren ziehen werde für die Zukunft. Flucht nach vorne, mitten im Wahlkampf.
Redmann wollte es besser machen. Jetzt kämpft er um seine Kandidatur. Am Ziel, im Herbst
in die Staatskanzlei einzuziehen, hält er fest. Ich will Ministerpräsident dieses Landes werden.
Die Leute sollen wissen, Jan Redmann ist jemand, der sich um Verantwortung bewirbt, der
auch Verantwortung tragen will. Der aber auch nicht frei von Fehlern ist. Und wenn
er Fehler macht, dann auch zu denen steht. Klare Kante bei Gesetzesverstößen, das
war sein Thema, bisher. Grenzkontrollen gegen Migration etwa. Oder eine Herabsetzung
des Strafmündigkeitsalters bei Jugendlichen. Jemand, der die ganze Zeit über Law-and-Order
redet, muss sich auch an die Regeln halten, die er selber immer wieder formuliert. Und
deshalb ist es nicht nur ein Ausrutscher, glaube ich, und da reicht es nicht,
sich nur einmal zu entschuldigen. Die CDU muss sehen, ob das jetzt ein
Aushängeschild für innere Sicherheit ist und muss da ihre Schlüsse ziehen. Die
Bürgerinnen und Bürger werden das sicherlich tun. Die CDU versucht erstmal, die Reihen zu schließen. Der Generalsekretär stellt sich
an die Seite seines Parteichefs. Er hat den Fehler eingeräumt und ich finde,
das zeigt, dass er ein anständiger Kerl ist, dass er Anstand hat. Das zeigt, dass er
gerade der genau Richtige ist. Und deshalb werden wir mit ihm in den Wahlkampf
gehen und auch erfolgreich gestalten. Gut zwei Monate vor der Landtagswahl steht
die CDU vor einem Wahlkampf, der schwerer kaum beginnen könnte. Und im Studio begrüße ich jetzt Jan Redmann.
Schön, dass Sie da sind. Guten Abend. Guten Abend, Herr Meyer. Herr Redmann, den Fehler weg reden kann man
ja nun sowieso schlecht und 1,3 Promille, das sind fünf bis sechs Gläser Wein
vielleicht. Können Sie sich vorstellen, dass manche vielleicht Zweifel an
ihrer charakterlichen Eignung haben Spitzenkandidat und vielleicht sogar ein
Ministeramt in Brandenburg anzutreten. Damit muss ich natürlich umgehen. Ich
habe ein Fehler gemacht, da gibt's überhaupt nicht drum rumzureden
und ich gestehe den Fehler ein. Haben sie bereits gesagt. Mir ist
bloß der Move etwas schnell zu sagen, ich mache Fehler und ich bin ein Mensch zum
Anfassen. Das kann man durchaus nachvollziehen, die Frage ist aber, ob es tatsächlich funktioniert
dann in einem solchen Spitzenamt unter Umständen tätig zu sein oder jetzt eben auch im
Wahlkampf als Spitzenkandidat aufzutreten. Ich glaube niemand ist frei von Fehl
und Tadel, auch Politiker nicht. Alle machen Fehler, auch in der Politik werden
Fehler gemacht. Die Frage ist, wie geht man mit diesen Fehlern um. Ich habe den Eindruck,
dass wir oft auch eine Fehlerkultur haben, die eher das Aussitzen in den Vordergrund
stellt und nicht das Eingestehen von Fehlern. Wäre ja in dem Fall auch sowieso nicht
gegangen. Der Punkt ist ja nicht, dass man ihm den Fehler nicht zugesteht und
auch möglicherweise auch ihre Entschuldigung und die Bitte um Entschuldigung
nicht annimmt. Die Frage ist nur, es sind ja in Brandenburg schon Minister aus ganz
anderen geringfügigeren Vergehen zurückgetreten, ja, da gibt's eine lange Geschichte,
also insofern fragt man sich tatsächlich, ist es gut an der Spitzenkandidatur festzuhalten.
Tun sie ihrer Partei, die ja hier beschrieben wurde als law-and-order-Partei auch noch mal
im Beitrag, tun sie ihr damit einen Gefallen? Es ist ein persönlicher Fehler, den ich gemacht
habe, den ich auch unumwunden eingestehe und ich stelle die Regeln ja nicht
in Frage. Die Regeln sind richtig, die Regeln sind auch was die e-Scooter
angeht richtig – auch wenn der nicht schneller fährt als ein Fahrrad. So
geht trotzdem eine größere Gefahr davon aus. Deutschlandweit verunglücken jedes Jahr
8.500 Menschen mit E-Scootern. Sehr häufig... Und sie steigen aber trotzdem
auf... Wir kennen die Zahlen. Also sehr häufig, ja, ich habe mich natürlich heute auch etwas vertraut
gemacht mit diesen Zahlen. Ja, ist möglicherweise zu spät. Also
wie würden Sie denn argumentieren, wenn es bei der politischen Konkurrenz
passieren würde. Nehmen wir mal an, es wäre jetzt ein anderer unterwegs. Da könnten
sie sich auch kaum so hinstellen und sagen, na ja, wir entschuldigen das
und jetzt geht's so weiter. Ich glaube man muss schon differenzieren
zwischen Fehlern auch in der Amtsführung, die natürlich auch noch mit
einer sehr viel höheren, mit einer sehr viel höheren Akribie beispielsweise
auch von der Opposition betrachtet werden. Das hier ist ein persönlicher Fehler. Er betrifft
meinen persönlichen Lebensbereich für den ich aber dennoch auch öffentlich gerade stehe und sage,
da wo Menschen sind passieren Fehler. Auch im persönlichen Lebensbereich passieren Fehler. Wir
alle sind keine Automaten, auch Politiker nicht. Das verstehe ich, Herr Redmann, aber letzte
Frage noch mal: Wie lange wollen Sie das durchhalten? Also die Forderungen werden
doch in den nächsten Tagen nicht weniger, die möglicherweise darauf abzielen, dass
sie nicht Spitzenkandidat bleiben können. Wir hatten gerade eben Landesvorstandssitzung
und Präsidium der CDU Brandenburg. Wir haben dort am Rande auch dieses Thema besprochen. Dort
wurde mir der Rücken gestärkt. Es geht uns jetzt darum auch wieder über die Themen zu sprechen, die
uns fürs Land wichtig sind. Über bessere Schulen. Über wie wir die Wirtschaft wieder in Gang
bekommen. Ja, wie wir z.B. auch unsere märkische Grenzpolizei aufstellen können. Das wird
etwas sein, was jetzt in den nächsten Wochen noch wieder in den Vordergrund geraten soll und das ich
auch in dieser Weise thematisiere, auch dass... Das kann ich nachvollziehen, aber es
wird Ihnen sicherlich nicht sozusagen verborgen bleiben die nächsten Tage – im
Gegenteil – und sie machen wahrscheinlich ihre Arbeit auch damit selbst
schwer und die ihrer Partei. Ich danke Ihnen, Herr Redman dass sie
an diesem Tag zu uns gekommen sind. Danke für die Einladung. Danke.