Gedanken aus Nord-West am Volkstrauertag 2022

[Musik] Liebe ZuschauerInnen liebe Zuschauer könnt ihr mir sehen Sie eine Stele mit einem Bild aus der griechischen Mythologie es zeigt den Fährmann Sharon der die Totenseelen über den Fluss in die Unterwelt bringt hier an diesem Ort unweit des Kirchenkreises in gudendorf in der Nähe von St michaelisdonn möchten wir den zweiten letzten Sonntag im Kirchenjahr den Volkstrauertag begehen wir werden Geschichten hören aus der Gegenwart aus der Vergangenheit und ich lade Sie ein mit uns zu feiern hier an diesem herrlichen Novembertag im Namen Gottes des Vaters des Sohnes und des Heiligen Geistes dieser Gedenkort soll uns erinnern an sowjetische Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter weil ich darüber nachdenke was habe ich als junger Mensch damals vom Krieg erfahren das war nicht viel Opa Willi hat nichts erzählt vom Krieg das einzige was er erzählt hat auf meine Frage Opa sag mal wie war das damals im Krieg da hat Willi nur mal gesagt ich muss sagen er war ein sowjetischer Kriegsgefangenschaft das Schlimmste Achim sagte das allerschlimmste das war die Ungewissheit das war diese Ungewissheit nicht zu wissen wie geht es weiter werde ich hier sterben müssen im Lager wenn ich befreit werden was passiert am nächsten Tag wenn man an den Volkstrauertag denkt dann denkt man ja immer an gefallene Soldaten Kriege verursachen aber auch noch ganz andere Arten von Opfer ich denke da an eine Geschichte die meine Mutter mir erzählte sie war drei Jahre alt und ist gemeinsam mit ihrer Oma und deren Zwillingsschwester und insgesamt fünf Kindern sind sie aus dem zerbomben Düsseldorf nach oder Richtung Tschechien geflohen in die ländlichen Gebiete Tschechiens um dort ein bisschen Unterschlupf zu finden im Verlauf dieses Aufenthalts dort erkrankte meine Mutter schwer kam in ein tschechisches Krankenhaus und just in der Nacht in der sie eingeliefert wurde marschierten die sowjetischen Soldaten in dieser Stadt ein letzte Woche in der Tagesschau ich war überrascht der Moderator stand an einem Ort den ich nicht genau identifizieren konnte im Hintergrund Fahnen und Grenze dann kam der Bericht aus dem ORF Atrium 40 Jahre alt verheiratet zwei Kinder wurde bei der letzten Einberufung rekrutiert brav wollte er seinem Vaterland dienen wie sich einkleiden und wurde eingesetzt zu einer Spezialmission im Norden der Ukraine im Sarg kam er zurück zehn Tage hat er nur für sein Vaterland gedient 10 kurze Tage und der Moderator der Stand vor der feierlichen Zeremonie der Beerdigung was mögen Frau und Eltern und Kinder gedacht haben als Atrium das Haus verlassen hat sie haben natürlich gedacht dass er wiederkommt dass sie ihn wiedersehen werden sie waren vielleicht ein bisschen stolz deshalb fürs Vaterland in den Krieg zieht wie war es zu meiner Zeit in den 80er Jahren sind fast alle jungen Männer zur Bundeswehr gekommen fast alle mussten zu Militär mussten zu Militärdienst aber für uns was irgendwie nicht ungewiss als wir das Elternhaus verlassen hatten und hatten uns von der Freundin verabschiedet irgendwie wussten wir ja da draußen ist kalter Krieg aber so richtig gefährlich und ernst das glaubten wir nicht für uns war das alles irgendwie zu weit weg ein Stück weit Spielerei Opa Willi sprach von der Ungewissheit die ihn zermürbt hat die ihn bedrückt hat unsere Bundeswehr zeigt damals war nicht unbedingt geprägt von Ungewissheit aber ich erinnere mich an einen Moment wo ich Opa Willis Gedanken im Nachhinein nachvollziehen kann es war nachts es war Alarm nato-alarm das Regiment musste verlegen es waren Gebiete die waren auserkoren da musste man hin mit Mann und Maus mit LKWs und Hubschrauber alle mussten raus dieser sogenannte Verfügungsraum wurde bezogen und sofort wurden Wachen eingeteilt auch ich gehörte zu den Wachsoldaten die unsere Teileinheit bewachen mussten so ähnlich wie hier ein Wald Dickicht man kann nicht richtig weit gucken dahinten da sind dann die Kameraden da sind die Soldaten die du beschützen sollst und da selbst bei der Übung wussten wir dass ein Angriff simuliert wird also bedeutet das dass wir permanent in die Dunkelheit starren mussten mit unserem Feldstecher um zu gucken wer kommt wer prüft uns wer wird uns überfallen zwei Stunden dauerten die wacheinheiten nur zwei Stunden konzentriertes wach sein weil alle Kameraden da hinten haben sich darauf verlassen dass wir wachsam waren wir mussten wachsam sein und wir waren nicht sicher was passiert und das Krankenhaus wurde evakuiert als meine Oma am nächsten Morgen dort ankam und Ihr Kind besuchen wollte war das Kind verschwunden und die Panik war natürlich groß man stellt sich das vor in diesen wirren ohne Internet ohne alles wie finde ich mein Kind wieder tatsächlich hat sie ihr Kind wiedergefunden sie wurde nämlich von einem tschechischen Professor der dort an diesem Krankenhaus arbeitete mit nach Hause genommen der hatte sich sogar mit seiner Schwester darüber verständigt dass er das Kind behalten würde fallt sollte sollten sich keine Angehörigen mehr finden insofern ging diese zunächst tragische Geschichte ja dann doch ganz gut aus für die Schwester meiner Großmutter allerdings war der Einmarsch der sowjetischen Armee eher eine große Tragödie weil sie nämlich von vielen sowjetischen Soldaten vergewaltigt wurde was wahrscheinlich großen Einfluss auf den Rest ihres Lebens hatte [Musik] ja so kann der Verlauf eines Krieges auch aussehen und in die unmittelbare Familiengeschichte einspielen liebe Zuschauer hier hier sehen Sie Listen mit Namen fast endlos viele Namen an dieser Stelle möchte ich den Text verlesen [Musik] dieser Text gedenkt der Toten die auch hier bestattet sind wir denken heute an die Opfer von Gewalt und Krieg an Kinder Frauen und Männer aller Völker für Gedenken der Soldaten die in den Weltkriegen starben der Menschen die durch Kriegshandlungen oder danach in Gefangenschaft als Vertriebene und Flüchtlinge ihr Leben verloren wir gedenken derer die verfolgt und getötet wurden weil sie einem anderen Volk angehörten alle anderen raste zugerechnet wurden Teil einer Minderheit waren oder deren Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde wir gedenken derer die ums Leben kamen weil sie Widerstand gegen Gewaltherrschaft geleistet haben und derer die den Tod fanden weil sie an ihre Überzeugung oder an ihrem Glauben festhalten wir trauern um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung um die Bundeswehrsoldaten und andere Einsatzkräfte die im Auslandseinsatz ihr Leben verloren wir gedenken heute auch derer die bei uns durch Hass und Gewalt Opfer geworden sind wir gedenken der Opfer von Terrorismus und Extremismus Antisemitismus und Rassismus in unserem Land wir trauern mit allen die Leidtragen um die Toten und teilen ihren Schmerz aber unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und den Völkern und unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen zu Hause und in der Welt [Musik]

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