Sahra Wagenknecht zu dem Wahlergebnis in Sachsen und Thüringen

Published: Sep 01, 2024 Duration: 00:04:30 Category: News & Politics

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Für uns als Partei war das gestern natürlich ein grandioser Tag. Wir sind zu einem Machtfaktor in Deutschland geworden. Eine Partei, die es vor einem Jahr noch gar nicht gab. Die im Januar gegründet wurde, hat so viel Zuspruch, so viel Rückhalt bei den Menschen in zwei Bundesländern. Jetzt eben belegbar auch durch Wahlen, nicht nur durch Umfragen. Dadurch können wir etwas bewegen. Es ist natürlich aber auch eine enorme Verantwortung, weil die Menschen, und das habe ich auch im Wahlkampf gespürt, setzen große Hoffnungen in uns. Und sie setzen auch große Erwartungen in uns. Und wenn wir die Wahlergebnisse insgesamt betrachten, kann man natürlich nicht nur feiern. Das muss man auch sagen, sondern diese Wahlergebnisse, auch unser großer Wahlerfolg ist natürlich auch ein Ausdruck der Stimmung in Deutschland und auch der Situation. Und das, finde ich, sollte all den Parteien, vor allem denen, die in den letzten Jahren in Deutschland regiert haben, auf der Bundesebene, aber auch auf der Landesebene sehr zu denken geben. Weil das Menschen so wählen, auch dass die AfD diese Ergebnisse erreicht hat, hat ja etwas damit zu tun, wie viele Menschen unzufrieden sind, wie viele Menschen sich von den Parteien, die man immer als die Etablierten bezeichnet hat und die ja inzwischen gar nicht mehr so etabliert sind, zumindest in Thüringen und Sachsen nicht, wie wenige Menschen diesen Parteien noch Vertrauen schenken können und wie viele sich politisch im Stich gelassen fühlen. Und natürlich ist das Wahlergebnis es ein Auftrag jetzt in diesen zwei Bundesländern. Nur da haben wir die Chance, auch etwas mitzugestalten. Auf Bundesebene muss die Ampel sehen, wie sie das auswertet, und ob sie das als ein Auftrag ansieht, jetzt möglichst schnell auch den Weg für andere politische Verhältnisse frei zu machen. Aber in den zwei Ländern ist es ein Auftrag, Regierungen zu bilden, die die Menschen wirklich wieder vertreten. Wo diejenigen, die in den Ländern leben, in Sachsen und in Thüringen, sagen: Wir werden jetzt wieder gut regiert, Die Schulen funktionieren wieder, nicht über Nacht. Aber es verändert sich was beim Unterrichtsausfall. Es gibt mehr Lehrer, es verändert sich was, in der inneren Sicherheit. Es gibt mehr Polizei, auch auf den Straßen, gerade in Problemvierteln. Es verändert sich was bei der Integration. Es gibt zum Beispiel verpflichtende Deutschtests für Kinder, so dass man die Situation allmählich abbaut, dass Schulklassen starten. Und mehr als die Hälfte der Kinder kann kein Deutsch. Aber es verändert sich auch was bundespolitisch, und Sabine hat es schon angesprochen: Ein großes Thema in diesem Wahlkampf ist natürlich die Frage auch von Krieg und Frieden. Und die Menschen erwarten auch, dass Landesregierungen in diesem Punkt ihre Position, ihre mehrheitliche Meinung widerspiegeln. Und auch hier sind Umfragen sehr deutlich. Wir haben ja auch oder ich habe gemeinsam mit Alice Schwarzer kurz vor der Wahl. noch eine Umfrage in Auftrag gegeben. Die Hälfte der Menschen in Deutschland hat Angst davor, in einen großen Krieg hineingezogen zu werden, im Osten sogar eine Mehrheit. Und zwei Drittel im Osten, das war eine Umfrage von Forsa, lehnen die US-Raketenpläne ab. Ich finde, dass die Wahlergebnisse ganz klar machen Das müssen Landesregierungen, die müssen ihre Stimme erheben. Die können zwar diese Entscheidung nicht treffen, aber sie müssen bundespolitisch ihr Gewicht in die Waagschale legen, um das zu verändern. Und natürlich, klar geht es bei diesen Landtagswahlen, oder ging es auch um Bundespolitik. Nicht nur in der Frage von Krieg und Frieden, sondern es ist natürlich auch eine Unzufriedenheit mit einer Bundesregierung, die im Grunde allen Themen an den Menschen vorbei regiert. Ob bei der Migration, ob bei der Energiepolitik, ob bei im Grunde auch der ganzen sozialen Frage. In einem Land, wo die Lebensmittelpreise in zwei Jahren um 33 % steigen, wo die Kaufkraft der Löhne sinkt, wo die Kaufkraft der Renten sinkt. In so einem Land muss man sich nicht wundern, dass diejenigen, die regieren, abgestraft werden. Und sie werden zurecht abgestraft. Wir freuen uns sehr, dass wir viele Menschen, die unzufrieden sind, gewinnen konnten, uns zu wählen, uns das Vertrauen zu geben. Und wir werden jetzt alles dafür tun, das in eine gute Regierungsarbeit auf Landesebene umzusetzen. Aber natürlich braucht es dafür Partner. Und ich sage auch sehr deutlich : Das, was der AfD am meisten hilft, sind schlechte Regierungen. Und schlechte Regierungen werden wir nicht mit unterstützen. Weil genau das bringt immer neue Wahlerfolge für eine Partei, deren Stärke jetzt natürlich auch am Sonntag sich nochmal manifestiert hat. Gut, dann kommen wir jetzt zu Ihren Fragen. Frau Wagenknecht, wo sehen Sie die Berührungspunkte, die Schnittmengen mit Ihrem möglichen Koalitionspartner Union? Dankeschön. Ja, ich meine, die muss man ausloten, in Gesprächen. Selbstverständlich, wenn man sich die Wahlprogramme vor Ort anguckt, hat auch die Union auch in Thüringen, vor allem, weil da die Probleme noch akuter sind, aber auch in Sachsen das Problem angesprochen, dass die der Unterricht ausfällt, dass die Schulen, dass es mehr Lehrer braucht, dass wir hier auch eine andere Fokussierung brauchen. Also vielleicht gibt es da Gemeinsamekeiten bei der inneren Sicherheit auch. Das hat die Union ja sogar zu einem großen Thema gemacht, nach Solingen. Allerdings, die Frage ist, wie glaubwürdig. Also ganz offensichtlich haben ihr das ja auch viele Menschen nicht abgenommen, weil die Union auch noch vor ein, zwei Jahren eine völlig andere Position in diesen Fragen hatte. Aber auch da wäre das sicherlich, gäbe es vielleicht Überschneidungen. Wir müssen aber auch darüber reden, dass es selbstverständlich keine keinen sozialen Kahlschlag in diesen Ländern geben darf. Die Frage ist ja, wenn man etwas mehr finanziert, wo kommt das Geld her, wie macht man das? Man sollte überflüssige Dinge streichen, also beispielsweise bei den Ministerien. Aber wir brauchen effiziente Verwaltungen, wir brauchen Bürokratieabbau. In Ihren Sonntagsreden sagt die Union das auch, Aber bisher hat sie sich in dieser Frage in keinem dieser Bundesländer irgendwie positiv hervorgetan. Also wir werden sehen. Man muss miteinander reden. Es wird ja auch wahrscheinlich nicht eine Zweierk-Koalition werden, so wie das aussieht. Das heißt, da werden mehrere Partner am Tisch sitzen. Ich hoffe, dass alle einsehen, dass sich spürbar etwas etwas für die Menschen in den Bundesländern verbessern muss und dass tatsächlich diese Regierung einen Neubeginn, ein Aufbruchssignal senden. Weil nur, dass man sich irgendwie zusammenrauft und irgendwie sich sozusagen dann am Ende darüber einigt, wer welchen Ministerposten kriegt. Und eigentlich ändert sich nichts. Wer das möchte, der hat nicht verstanden, was das Signal der Wahlen gestern war.

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