EZB legt nach - Zinsen erneut gesenkt
Angesichts der abebbenden Inflation senkt die Europäische Zentralbank (EZB) das Leitzins-Niveau
weiter. Nach der geldpolitischen Wende vom Juni legte sie am Donnerstag erstmals nach: Der
für die Finanzmärkte maßgebliche Einlagesatz, zu dem Banken bei der EZB kurzfristig
überschüssige Gelder anlegen können, wurde von 3,75 auf 3,50 Prozent gekappt.
Zugleich lassen die Währungshüter um EZB-Chefin Christine Lagarde nur wenige Wochen
vor der nächsten Sitzung im Oktober offen, wie es geldpolitisch weitergeht: "Der EZB-Rat
legt sich nicht im Voraus auf einen bestimmten Zinspfad fest." Der Hauptrefinanzierungssatz,
zu dem sich Banken Geld leihen können, wird mit dem jüngsten Beschluss um 0,6 Punkte
auf 3,65 Prozent verringert. Dass der Schritt nach unten größer ausfällt als beim Einlagesatz,
ergibt sich aus bereits im Frühjahr festgezurrten Änderungen am operativen Rahmen der EZB. Damals
hatte sie für Mitte September beschlossen, den Abstand zwischen dem Einlage- und dem
Hauptrefinanzierungssatz zu verkleinern. Die EZB will damit Anreize zur
Teilnahme an ihren wöchentlichen Kreditgeschäften schaffen und zugleich den
Umfang von Marktzinsschwankungen begrenzen. Der Einlagesatz wird jedoch der zentrale
geldpolitische Zins bleiben. Denn er setzt die Untergrenze am Geldmarkt - den niedrigsten
Zins, zu dem sich Banken untereinander Geld ausleihen. Mit den Leitzinssenkungen wird
zugleich die Aufnahme von Krediten für Unternehmen tendenziell günstiger, während
Spareinlagen wie Tages- oder Festgeld weniger abwerfen. Vor der Zinswende vom Juni hatte die
Zentralbank in Frankfurt lange Zeit im Kampf gegen die Inflation die Zinsen hoch gehalten,
um die Teuerung im Euroraum im Zaum zu halten. Sinkende Energiepreise haben die Inflationsrate im
August auf 2,2 Prozent gedrückt - den niedrigsten Stand seit gut drei Jahren. Der EZB-Rat
bekräftigte nun, er sei entschlossen, für eine zeitnahe Rückkehr der Inflation
zum mittelfristigen Ziel von zwei Prozent zu sorgen. Die Festlegung der angemessenen Höhe
des Zinsniveaus werde auch in Zukunft von der Datenlage abhängen. Darüber werde
von Sitzung zu Sitzung entschieden.