EZB Leitzins einfach erklärt

EZB Zinserhöhung Das hat es noch nie gegeben. Unglaubliche neun Mal hat die Europäische Zentralbank seit 2022 die Zinsen bereits erhöht. Ist jetzt der Zinsgipfel erreicht? Das Ziel mit den hohen Zinsen, die Teuerungen zu stoppen, das haben die obersten Währungshüter nämlich nicht wirklich geschafft. Doch was steckt genau hinter der Zinspolitik und wie könnte es weitergehen? Das erklären wir jetzt. Was ist eigentlich der Leitzins? Was ist eigentlich der Leitzins? Es ist sozusagen der oberste Kreditzins. Leitzinsen sind das Instrument Nummer eins, wenn es darum geht, die Gesamtnachfrage zu steuern. Notenbanken versuchen damit, eine konstante Inflationsrate zu erreichen. Stabilität bedeutet, sie wollen zum einen andauernde, zu hohe Inflation, also Teuerung, verhindern. Zum anderen die Deflation. Das sind dauerhaft sinkende Preise, denn beides schadet der Wirtschaft. In der Regel spricht man von einer Preisstabilität, wenn die Inflationsrate um die 2 % liegt. Der Leitzins wird von der jeweiligen Zentralbank festgelegt. In den USA macht das die Federal Reserve, kurz FED genannt. Was ist die EZB und was macht sie? In Europa ist dafür die Europäische Zentralbank zuständig, kurz EZB. Die sitzt in Frankfurt am Main und ist unabhängig von den Regierungen der EU Staaten. Die EZB ist einfach erklärt, die Bank der Banken des Euroraums. So wie ihr ein Konto habt bei eurer Bank, haben Geschäftsbanken Konten bei der EZB. Dort können sie sich das Geld von der EZB leihen oder lagern ihre Mindestreserven. Oft ist zwar vom Leitzins die Rede, doch tatsächlich hat die EZB gleich drei Leitzinssätze: Erstens den Hauptrefinanzierungssatz, zweitens den Spitzenrefinanzierungssatz und drittens den Einlagezins. Hauptrefinanzierungssatz Wenn wir jetzt von dem Leitzins sprechen, meinen wir meistens den Zinssatz, den Geschäftsbanken zahlen müssen, wenn sie sich bei der EZB Geld leihen. Das ist der sogenannte Hauptrefinanzierungssatz. Meistens geht es da um die Kreditvergabe zwischen zwei Wochen und drei Monaten. Jahrelang ist dieser Zinssatz bei 0,0 % gelegen. Dann ist es 2022 wegen der Rekordinflation von mehr als 10 % Schlag auf Schlag gegangen. Die EZB hat im Juli 2022 erstmals den Leitzins auf 0,5 % erhöht und in weiteren Schritten, mit kurzen Verschnaufpausen, insgesamt neun Mal innerhalb eines Jahres. Der Leitzins beträgt mittlerweile 4,25 %. So hoch war er zuletzt zu Beginn der weltweiten Finanzkrise 2008. Spitzenrefinanzierungssatz Es gibt aber auch den Spitzenrefinanzierungssatz. Der ist meistens höher. Banken zahlen ihn, wenn sie sich von der EZB kurzfristig Geld ausleihen, um liquid zu bleiben. Der liegt derzeit bei 4,5 %. Einlagezinssatz Welche Zinsen es für unsere Spar- oder Girokonten gibt, beeinflusst der Einlagezins. Der ist immer niedriger als der Hauptrefinanzierungssatz. Er fällt an, wenn Banken Geld auf den Konten der EZB parken. Seit 2020 ist er bei -0,5 % gelegen. Einige Banken haben den Negativzins auch an Firmenkunden weitergegeben. Das ist jetzt Geschichte. Denn mittlerweile ist auch der Einlagezins auf 3,75 % gestiegen. Wie hoch die Leitzinsen sind, EZB-Rat und seine Aufgaben entscheidet der EZB-Rat alle 6 bis 7 Wochen. Er ist das oberste Gremium der Notenbank und besteht aus 25 Mitgliedern. Die EZB-Chefin ist Christine Lagarde. Sie verkündet den Beschluss dann immer strikt geregelt, an einem Donnerstagnachmittag um Punkt 14:30 bei einer Pressekonferenz in Frankfurt am Main. Der Leitzins ist also eine Art Kompass für die Banken bei der Festlegung von Zinsen. Wenn der Leitzins der EZB niedrig ist, können nämlich die Banken den Firmen oder Privathaushalten günstige Kredite geben. Andererseits sind dann aber auch die Zinsen auf den Sparguthaben niedrig. Wenn die Zinsen niedrig sind, steigen die Preise, so die Theorie. Warum? Die Überlegung dahinter ist, dass die Menschen dann lieber gleich konsumieren. Das Geld anzulegen lohnt sich nämlich de facto nicht. Mit der höheren Nachfrage steigen dann eben die Preise. Die günstigen Kredite animieren die Unternehmen, gleichzeitig in die Produktion zu investieren. Zum Beispiel das Geschäft zu vergrößern. Es kommt also mehr Geld in Umlauf. Dieser Mechanismus funktioniert natürlich auch andersherum. Wenn die EZB beobachtet, dass die Preise zu sehr anziehen und die Wirtschaft quasi überhitzt, muss sie reagieren. Der höhere Leitzins soll dann dafür sorgen, dass die Konjunktur und die Preissteigerung gedämpft werden. Die Verbraucher schieben den Konsum auf, weil sich Sparen wieder lohnt, wenn die Zinsen steigen, so die Überlegung. Gleichzeitig investieren die Firmen aber auch weniger, wegen der teuren Kreditzinsen und versuchen, das bestehende Geschäft am Laufen zu halten. Fachleute streiten darum, ob das wirklich funktioniert. Die Wirtschaft wird schließlich von einer Menge Faktoren beeinflusst. Inflation entsteht nicht immer durch hohe Nachfrage, sondern etwa durch eine Verknappung der Güter. Das heißt, auch die EZB kommt mit der Zinspolitik an ihre Grenzen. Ein Beispiel dafür ist etwa der Ukraine-Krieg. Gas und Öl sind dadurch einfach knapper und teurer geworden, was sich wiederum auf die Benzin und Strompreise ausgewirkt hat und die Inflation letztes Jahr auf ein Rekordhoch hat klettern lassen. Inflationsentwicklung in der Eurozone Mittlerweile ist die Inflation in der Eurozone auf 5,3 % gesunken. Das ist aber nach wie vor weit weg von den 2 %, die die EZB eigentlich anstrebt. Und, die Europäische Zentralbank muss auch vorsichtig sein bei ihrer Zinspolitik. Zinspolitik der EZB Denn zu rasche Erhöhungen könnten der Wirtschaft unnötig viel Schaden zufügen. Zu starke Zinserhöhungen können zu einer Rezession führen. Den Zentralbanken muss also das sogenannte Soft landing gelingen. Das heißt, dass die Teuerung zurückgeht, ohne dass die Wirtschaft mehr als nötig abkühlt. Die Erhöhung des Leitzinses hat im Prinzip Einfluss auf alle Märkte. Für den Aktienmarkt zum Beispiel wird sie oft als Gift bezeichnet, denn viele nehmen davon Abstand, Wertpapiere zu kaufen, was sich auf die Liquidität des Aktienmarktes auswirken kann. Und auch der Immobilienmarkt ist durch die steigenden Zinsen betroffen, weil sich Anlegen, Bauen und Sanieren nicht mehr rechnet. Das zeigen die Daten der EZB schon seit mehreren Monaten. Weil der Leitzins so stark gestiegen ist, hat es bei Wohnbau und Unternehmenskrediten einen massiven Rückgang gegeben. Wie geht es weiter? Wie geht es jetzt weiter? Das ist schwierig zu prognostizieren. Die EZB-Chefin Christine Lagarde hat eine weitere Zinserhöhung nicht ausgeschlossen. Klar ist auf jeden Fall, dass es 2023 und möglicherweise sogar 2024, keine Senkung der Zinsen geben wird. Auch weil es länger dauert, dass die hohen Zinsen überhaupt vollständig wirken. Laut Prognose dürfte die Teuerung im Euroraum 2023 noch um die 5,8 % liegen. 2024 soll es dann mit 2,8 % wieder besser werden. Wie sieht es in Österreich aus? Österreich ist von den Teuerungen besonders betroffen. Heuer dürfte die Inflation nach wie vor bei 7,1 % liegen. Das ist natürlich eine große Belastung für viele Menschen. Aber auch bei uns ist Hoffnung in Sicht. 2024 soll die Inflation dann zumindest auf 3,2 % zurückgehen. Was hältst du von der Zinspolitik der EZB? Diskutiere gerne mit und hinterlass' uns deine Meinung. Wir freuen uns wenn du auch bei der nächsten Folge von Trends wieder mit dabei bist.

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